Mittwoch, 6. Mai 2009

Regel 3 und 41: Aber mit Helm


Die Tochter ist am Wochenende mit dem Fahrrad umgekippt.

Das einfache Volk: Waaas? Am Wochenende? Und die Tante bloggt erst jetzt?
Die Tante Jensen: Dafür hab ich gestern den Tantengeldantrag eingetütet, der da seit Monaten rumliegt.
Das einfache Volk: Ok, das ist auch wichtig. Ist denn was passiert?

Nein, danke der Nachfrage. Sie saß ja auch in ihrem Kindersitz, weil wir weit fahren wollten, damit die Restfamilie noch schlafen konnte. Es war ja Feiertag.

Das einfache Volk: Der war aber gar nicht am Wochenende!
Die Tante Jensen: Für Muslime schon!
Das einfache Volk: Papperlapapp! Sind hier vielleicht irgendwelche Muslime?

Keine Ahnung, schreibt ja nie jemand was.

Das einfache Volk: Du ja auch nicht!
Die Tante Jensen: Ihr habt aber angefangen!
Das einfache Volk: Nein!
Die Tante Jensen: Doch!
Das einfache Volk: Gar nicht! Du Doofe! Du bist nicht mehr unsere Freundin und wir wollen dich nie mehr sehen!

Ach, macht doch, was ihr wollt. Also auf jeden Fall viel das Rad um, mit der Tochter drin. Und dann kam ein eigentlich netter Mann, der uns zuvor schon gegrüßt hatte
(sowieso grüßt einen jeder ganz freundlich an einem frühen Feiertagmorgen)
(ist Ihnen vermutlich noch nie aufgefallen, was? Immer geschlafen, was? Warum auch nicht, sagen Sie? Auch wieder wahr.)
(so aufdringlich freundlich gegrüßt wurde ich nur einmal in Frankreich, als ich nach Anbruch der Dunkelheit in der Banlieue unterwegs war, aber da war es eher eine Sicherheitsmaßnahme, nehme ich an)
(hier war es eher so ein "Wir guten Bürger sind heute morgen noch unter uns beim Gang zum teueren Bäcker für die Familie"-Gefühl, glaube ich)
(bei Sicherheitsmaßnahme fällt mir ein, dass ich gestern Rundfunknachrichten hörte und mir eine halbe Minute lang Gedanken machte, warum dass Verfassungsgericht wohl "Nachnahmenketten bei Eheleuten" verbieten muss. Vermutlich irgendwie was, wenn die Eheleute beide ein Gewerbe betreiben und die sich dann gegenseitig was schicken.)

und der Mann kam dann jedenfalls und
  1. half mir, das Rad aufzustellen,
  2. nahm die Hand meiner Tochter,
  3. sah, dass kein Blut war
  4. sagte: "Ist nicht schlimm!"
  5. und strich ihr beruhigend über die Wange.
Ich hätte ihn gerne weggeprügelt. Faszinierend, wie viel man mit so viel gutem Willen falsch machen kann. Darum hier noch mal 2 Regeln:
Regel 1:
Man fasst fremden Leuten nicht ungefragt ins Gesicht, auch wenn die noch Kinder sind.
Erweiterung zu Regel 1:
Überhaupt sollte man Kinder genau so behandeln wie Erwachsene. Umso mehr, als sie sich weniger für ihre Rechte einsetzen können.

Die nächste Regel sagt eigentlich dasselbe, aber es kann ja nicht schaden:

Regel 41:
Jedes Kind darf wie Erwachsene auch schon bitte schön noch selber entscheidend, ob es Schmerzen hat (oder müde ist, Hunger hat oder friert)
Erweiterung zu Regel 41 für Südwestdeutsche:
... oder friert oder kalt hat.

2 Kommentare:

gartmann hat gesagt…

Nabend!

Verprügeln, das sehe ich ein, tut man nicht so ohne weiteres, aber was hast du gemacht? Böse geguckt, einen "schönen Tag noch" gewünscht,ihm zum Dank die Backe, äh Wange, getätschelt, oder, mein Favorit, einen fetten Schmatzer auf den Mund gegeben?

liebe grüße sendet gartmann

die Tante Jensen hat gesagt…

Ich war kurz angebunden ohne zu erklären, warum ich sauer war, weil mir selber noch nicht klar war, warum ich sauer war und ich natürlich auch selber geschockt war. Blödeste Lösung von allen natürlich. Darum hab ich ja ein Blog, in dem ich das dann schreiben kann. Liebe Grüße zurück (ihr habt uns noch zu besuchen!)

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Aha, Sie sehen das also anders oder auch so? Wie genau?

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