Freitag, 25. März 2011

Mr. Blue Sky


Die Tante muss wohl 15 oder 16 gewesen sein, als sie sich ihre ersten CDs kaufte. Vorher hatte sie schon eigene Tonträger besessen, allerdings Kassetten und Schallplatten, und irgendwie ging die Kulturtechnik des Musikkaufens erst mit den CDs los. Dafür musste man extra in die nächste Großstadt fahren, was nicht so furchtbar oft geschah, und in den großen Läden die Regale abwandern. Endlose Regale voller CD-Hüllen, hinter denen sich - so zumindest die Erwartung - die Aufregung und Spannung der großen weiten Welt verbargen, wenn man nur die richtigen Scheiben erwischte. InWahrheit waren sie da nicht - was sicher da war, war die gedruckte Belehrung darüber, wie toll CDs sind und dass sie ganz anders sind als Schallplatten.

Inzwischen sind die meisten CDs, die in dem Alter erworben wurden, längst in den Kisten verstaubt, weil sich irgendwie die Erwartungen nicht erfüllten. Das geht wohl vielen so - einige Hoffnungsfrohe erwarten aber noch weiter und kaufen immer noch fleißig CDs und durchstöbern die Läden.

Weil aber diese Zeit ausgerechnet in den Vorfrühling fiel - jene Wochen, in denen man zwar noch Mantel trägt, den aber ab mittags offen lässt und die Luft zwar warm ist, aber noch nicht erfüllt von Blumendüften oder Blätterrauschen, sondern noch wintertrocken staubt, und weil es auch in dem Lebensjahr der Tante die Aufregung des Erwachsenwerdens aufbrach, kommen ihr zu dieser Zeit des Jahres immer wieder von selbst die ersten Lieder der Doppel-CD Best of Electric Light Orchestra in den Sinn.

Wen sie könnte, hätte die Tante sich was anderes ausgesucht, um die Erinnerung an Jugend, Heimlich-Schwärmen und Freiwillig-Waldlauf-machen-weil-man-da-in-Ruhe-quatschen-kann zu beschwören. Aber so funktioniert das ja nicht.

Gut zu wissen, dass andere diese Musik auch noch gut finden.

Mittwoch, 23. März 2011

Finde den Experten: Orthopäden

Neulich war die Tante mal wieder beim Orthopäden.

Das interessierte Publikum: Ach, warum denn?
Die Tante Jensen: Hmm. Einerseits waren es sicher die Schmerzen in den Knien und die kaputten Einlagen. Andererseits war es aber sicher das unbändige Verlangen, mal wieder gründlich arrogant abgekanzelt zu werden.
Das besorgte Publikum: War's so schlimm?
Die Tante Jensen: Ach, das übliche eben. Er hat die alten Einlagen mit herausfordernder Miene und ohne Erklärung in den Müll geschmissen, kaum was untersucht und schon alles gewusst und großspurig erklärt, dass die anderen Orthopäden alle keine Ahnung hätten.
Das nachdenkliche Publikum: Komisch, das sagt meiner auch immer.
Die Tante Jensen: Ebent. Und dann hat sich die Tante folgendes gedacht. Nein, erst hat sie sich gedemütigt gefüllt und war sehr verwirrt. Aber dann hat sie sich folgendes gedacht: Vielleicht stimmt das ja. Vielleicht haben die alle ja wirklich keine Ahnung. Darum verschreibt einem jeder was anderes und nix hilft so richtig, kostet aber. Und weil sie keine Ahnung haben, sind Orthopäden dann frustriert und unfreundlich.
Das belesene Publikum: Das ist ja eine orthopädische Variante des Kreter-Paradoxons: Der Kreter sagt: Alle Kreter lügen. Und jeder Orthopäde sagt: Alle anderen Orthopäden lügen.
Die Tante Jensen: Fein beobachtet. Vielleicht ist es aber auch was anderes. Vielleicht lügen sie nicht in dem Punkt, dass alle keine Ahnung hätten. Vielleicht lügen sie nur an der Stelle, an der sie behaupten, dass sie die Topchecker seien und hier die tolle Behandlung hätten. Und die tolle Untersuchungsmethode verschreiben an dem superduper Gerät, das aber noch abbezahlt werden muss.
Das mitdenkende Publikum: Sie meinen, eigentlich müssten die sagen: Tut mir Leid, ich weiß auch nicht, wie Ihnen zu helfen ist, aber ich habe ein superduper Untersuchungsgerät, unter das ich Sie jetzt schieben werde, und damit verdiene ich viel Geld. Dann verschreib ich Ihnen irgendwas, was nicht so richtig hilft, damit Sie schön oft wiederkommen und ich weiterhin an Ihnen verdiene.
Die Tante Jensen: Vermutlich.
Das ratlose Publikum: Aber was kann man dann machen? Vielleicht hilft ja Krankengymnastik, aber die kann man sich ja nicht selbst verschreiben.
Die Tante Jensen: Nein, aber zumindest selbst kaufen. Kostet zwar, dafür wird man nicht arrogant behandelt. Und hilft.
Das hilfsbereite Publikum: Oder man macht gleich Sport. Gymnastik. Oder Yoga. Oder Schwimmen. Oder Pilati-Borggreve.
Die Tante Jensen: Nein, das war die Geliebte von Rudi Scharping.
Das korrigierte Publikum: Ach so. Vielleicht hat das gemeinsame Baden mit Frau Pilati-Borggreve Herrn Scharping aber bei seinen Rückenbeschwerden geholfen.
Die Tante Jensen: Das wünschen wir ihm von Herzen.
Das ratgebende Publikum: Oder Radfahren. Das macht der Scharping ja auch.
Die Tante Jensen: Das ist wohl eher so für die Knie.
Das nachfragende Publikum: Und was macht die Tante jetzt?
Die Tante Jensen: Jiu-Jitsu.
Das gehörig beeindruckte Publikum: Uiiii.
Die Tante Jensen: Naja. Zumindest hat es alle erwünschten Effekte, die Einlagen nie gehabt hätten. Macht aber keinen Spaß.
Das aufmerksame Publikum: Im Gegensatz zum Baden mit Frau Pilati-Borggreve.
Die Tante Jensen: Genau. So schließt sich der Kreis.

Montag, 21. März 2011

Deutschland sucht den Superstar

So ein Quatsch eigentlich - wenn es ein Star wäre, müsste man ihn ja nicht erst suchen. Es sei denn, er hat sich wie weiland Paul MacCartney mit falschem Bart und vorgehaltener Zeitung vor den weiblichen Fans versteckt. Das ist das erste Mal, dass ich "weiland" schreibe, ich bin mir noch unsicher. So in leicht ironischer Form ist das gerechtfertigt, dünkt mich. (Das Rechtschreibprogramm kennt Paul MacCartney nicht. Wohl vom Mond, oder was?)



Mehrere Dinge sind es, die ich an den Castingshows pervers finde:
  1. Die Leute in der Jury haben wenig Ahnung und sind vor allen Dingen dadurch bekannt, dass sie bei Castingshows in der Jury sitzen. Nicht dafür, dass sie Superstars sind.
  2. Es geht nie eigentlich darum, dass da wer gefunden wird. Es geht nur darum, dass Diedä wen zum Runtermachen hat, auf das er zeigen kann, was fürn geiler Maggä er ist. (Das haben einige von den Kindern und Jugendlichen gemerkt und gehen da gar nicht erst hin, sondern gingen zu Herrn Raab.)
  3. Den hoffnungsvollen Künstlern wird vorgehalten, sie könnten erfolgreich werden, wenn sie nur genug an sich arbeiteten und genau die Vorgaben erfüllten, die die Jury ihnen macht.
    Aber genau das stimmt ja nicht - so bekommt man nur Retortenprodukte, die niemand gut findet. Nur eine einzige Sorte Menschen findet Retortensänger gut: Menschen, die so unanständig und sich nicht zu schade sind, in einer Castingshowjury zu sitzen.
    Alle anderen mögen Künstler mit verwechselbaren Eigenschaften. Und es sitzen schon deswegen keine erfolgreichen deutschen Musiker in diesen Juries, weil die noch einen Funken Anstand im Leib haben, Ahnung vom Thema haben und selber nicht anständig singen können, das aber sehr erfolgreich.
Liste von Sängern, die bei DSDS rausgeflogen wären:
  • Herbert Grönemeyer
  • Udo Lindenberg
  • Peter Maffay
  • Neil Young
  • Bob Dylan
  • Tom Waits
Jede Kunst ist etwas total Subjektives (wenngleich durch (soso, MacCartney nicht kennen, aber "wenngleich") kulturell Geformtes. Von allen erfolgreichen Künstlern gibt es die Geschichten, wie sie zunächst irgendwo abgelehnt wurden (nur bei Picasso hab ich so was noch nicht gelesen). Es gibt kein Kriterium außer "Das gefällt mir".

Die Tante hatte diesen Beitrag schon bei der letzten Staffel von DSDS geschrieben, aber unsäglicher Weise geht das ja immer weiter. Und weil die Tante gerade selber am Bewerben ist, scheint das ganz gut zu passen.

Donnerstag, 17. März 2011

Es gibt mehrere Sorten von Parteien in der Welt

Gelesen hat die Tante mal, die CDU passte eigentlich so gut zu den Grünen, weil beide etwas bewahren wollten, während FDP und SPD etwas verändern wollten. Das ist vermutlich nicht richtig, oder nur teilweise. Denn bewahren wollen die alle ja unterschiedliche Dinge.

Was man im Moment sieht, ist aber Folgendes: FDP und CDU haben - doch, doch - etwas gemeinsam, nämlich ihre Abneigung gegen die Koalition und die CSU im besonderen. Haha, kleiner Scherz. Nein: Fortschrittsglauben. Beide sind überzeugt, dass es immer schneller, höher, weiter geht. SPD und Grüne/Bündnis90 allerdings nicht. Hinzu kommen unterschiedliche Einstellungen bezüglich gesellschaftlichen Wandels.

Also könnte das grob vereinfacht so aussehen:
(Fragt Euch (und mich gefälligst auch) nicht, warum hier so viel weißer Platz ist. Raum für eigene Notizen.)
















Technikhörigkeit
Technikskepsis
sozialer Wandel
FDP
Bündnis 90/Die Grünen
Gesellschaft
soll bleiben,
wie sie ist
CDU
SPD


Vielleicht man als Politikstudentin das im ersten Jahr, Politik gab's aber nicht bei uns an der Uni (wir waren arm und hatten nicht viel Geld) (ist das nicht oxymoronös?), wir konnten uns nicht viele Fächer leisten. Vielleicht stimmt's ja auch gar nicht.

Und die Linke? Alles wie bei der SPD, nur kommt als dritte Dimension hinzu, dass sie nicht die SPD sein möchte. Das wollen die andern aber auch nicht. Wer will das schon?

Dienstag, 15. März 2011

Es gibt zwei Sorten von Menschen auf der Welt

Die einen sind anscheinend fähig, in zumindest begrenztem Maße Fakten zu erkennen und bereit, sich nach denen zu richten, die anderen brauchen erst einen Atomunfall, um zu verstehen, dass der Unterschied zwischen praktisch ausgeschlossen und ausgeschlossen im Ernstfall zehntausende Tote sind. Huch! Das ist ja tatsächlich gefährlich!

Da macht sogar die Bundesmerklerin sich Gedanken, denn in Japan sind das ja nicht nur irgendwelche verantwortungslose Russen, sondern richtige Techniker, die sich auskennen. Immerhin waren die japanischen Kraftwerke ja auch dafür ausgelegt, dass sie standhalten, wenn Godzilla angreift.

Ich glaub das nicht. Ich glaub' denen das mit dem Ausstieg erst, wenn die Landtagswahlen vorbei sind. Wenn jetzt nichts Schlimmes passiert, trau ich denen immer noch zu, zurückzurudern.

Die Lösung lautet immer noch Energie sparen.

Freitag, 11. März 2011

Klugscheißen für Anfänger

Heute: Libyen und Eingreifen des Westens.

Solange hier in Europa noch alle darüber diskutieren, ob wir als der Westen in Libyen militärisch eingreifen soll, kann man eigentlich nur raten: Bloß nicht! Für so was muss man sich gut mit dem Land auskennen. Und solange keiner von den Herren und Damen Experten bemerkt hat, dass wir von Libyen aus gesehen der Norden sind, kann man davon ausgehen, dass wir keinen blassen Schimmer von dieser Ecke der Welt haben. Sach ich ma so.


Größere Kartenansicht

Und da wir schon bei Sachen, die man nicht kapiert, sind:

Montag, 7. März 2011

Jacamo fee na ne

Fetter Dienstag ist ja erst morgen, da kann man noch ein bißchen üben. Erstmal der Text:

Dann die linke Hand:

Donnerstag, 3. März 2011

Guttenberg zum Letzten

Ist es noch wem aufgefallen? Hat wer was gemerkt?
Die BILD-Zeitung hat gar keine Macht.
Wenn BILD wirklich versucht, etwas durchzusetzen, gelingt ihnen das nicht. So bei dem Referendum zum Religionsunterricht in Berlin, so jetzt bei dem Versuch, Guttenberg zu stützen. Die angebliche Macht von BILD ist nur eine eingebildete. Insofern ist diese Werbekampagne mit all den Prominenten so toll. Da weiß man gleich, wen man verabscheuen kann.