Montag, 2. Dezember 2013

Was kümmert es eigentlich manche Leute, mit wem andere Menschen ins Bett gehen, wenn sie selbst dabei überhaupt nicht beteiligt sind?

Nun, die meisten kümmert es erfreulicher Weise immer weniger.

Da die Kroaten sich aber gerade dagegen entschieden haben, insgesamt ein menschenfreundliches Volk zu sein, war es angebracht diesen Artikel noch mal zu bringen. Außerdem hab ich da noch mehr Witze eingebaut. Ehrlich gesagt hat dieser Artikel leider immer Konjunktur.

Was die Leute so furchtbar in Aufruhr bringt, kann ich kurz erläutern. Ich habe dazu (leider) keine von der EU geförderte Großstudie am Institute for Integrated Gender Studies in Fallingborstel unternommen, nur reichlich nachgedacht. Die Gründe sind, grob vereinfacht: Angst, Ekel, Angst, Neid, Angst.

Dass, was manche Heteros gegen Schwule und Lesben haben, liegt also an den Heteros. Es ruft ja niemand: "Die ganzen Schwulen nehmen uns alle Arbeitsplätze weg!"

(Obwohl, in der Modebranche stimmt das vielleicht sogar)

1. Nämlich zunächst mal Angst vor dem Fegefeuer

Es gibt tatsächlich Menschen, die der festen Überzeugung sind, dass Gott Homosexuelle für ihre Homosexualität bestrafen wird und die Homosexuelle vor dieser Strafe bewahren wollen. Mit dem Argument, dass sich in grauer Vorzeit Menschen die göttliche Bestrafung nur ausgedacht haben, um ihre ohnehin schon vorhandenen Abneigung zu untermauern, kann man wahrhaft Gläubige nicht beruhigen. Die glauben das wirklich.

Da die Vorstellung, dass Menschen ewig und den Jüngsten Tag im Höllenfeuer schmoren müssen, wenig erquicklich ist, ist die Sorge der Gläubigen um das Seelenheil der Homosexuellen vollkommen echt.

Allerdings leider nur wenig hilfreich.

2. Jeglicher Geschlechtsverkehr ist ekelerregend

Es ist schleimig, glitschig und schmeckt nicht gut. Es ist widerlich, und es stinkt. Dass die meisten von uns es trotzdem tun liegt nur daran, dass unsere Begierden uns helfen, darüber hinweg zu sehen. Aber versuchen Sie einmal, an das Geschlechtsorgan eines prinzipiell möglichen Partners zu denken, den oder die Sie schrecklich unattraktiv finden. Das wird Ihnen nicht lange gelingen.

Allzu langes Gerede über eine Form von Sexualität, die wir nicht erregend finden, stößt uns ab. Ausgiebige öffentliche Bekenntnisse und Diskussionen aber zwingen uns, daran zu denken, und sind daher nur wenig erwünscht. Dass der homosexuelle Geschlechtsakt für Andersgepolte abstoßend wirkt führt dazu, dass diese denken, auch die Homosexuellen würden zunächst dazu gezwungen und hätten sich dann irgendwie dran gewöhnt.

Dabei ist ja genau das Gegenteil Fall. Die meisten Homosexuellen sträubten sich gegen lange die Begierde, die einfach immer nur natürlich da war und sich nicht abschütteln oder umerziehen ließ und lässt. Wer sich heute nicht verstellt, hat vorher meist lange darum gekämpft.

Denken Sie mal drüber nach, in welcher Zeit wir gerade leben: vielleicht wachsen jetzt zum ersten Mal Menschen heran, die feststellen, dass sie zufällig Menschen des eigenen Geschlechts toll finden. Und das nicht sonderlich beunruhigend, verstörend oder sonst was finden.

Diese Menschen können jetzt Gleichgesinnte finden, ohne, dass sie sich verstecken müssen. Sie müssen nicht mehr lügen. Sie müssen sich nicht mehr in dunklen Kellern treffen. Sie müssen sogar nicht mehr Münchner Freiheit hören!

Je weniger die Homosexuellen sich verstellen müssen, um so mehr ändert sich auch das Bild von ihnen. Dabei tritt zutage, dass es ihnen nicht nur um den gleichgeschlechtlichen Geschlechtsakt geht.

Homosexuelle wollen auch gleichgeschlechtlich Umarmen, gleichgeschlechtlich Fernsehen, gleichgeschlechtlich Spazierengehen, gleichgeschlechtlich gemeinsam Frühstücken, gleichgeschlechtlich die Schwiegereltern besuchen, gleichgeschlechtlich Streiten, gleichgeschlechtlich Rotweingläser an die Wand schmeißen – all die Sachen die eine Beziehung so wertvoll machen.

3. Und dann ist da die Angst

Und zwar die – oft unbewusste - Angst heterosexueller Männer, dass sie anal vergewaltigt werden.

Ja, ja, sie werden jetzt sagen, dass sei Schwachsinn. Aus 2 Gründen. Mit einem haben sie auch recht. Ich fang mit dem blöderen an, weil der andere so ne tolle Überleitung zum nächsten Grund ist.

Sie könnten einerseits sagen, es sei Schwachsinn, weil Heteros diese Angst nicht hätten.

Ich brauchte auch eine Frau, die mir dieses Unwohlsein erklärt. Es ist genau das gleiche wie die Angst von Frauen, die nachts nicht allein auf der Straße gehen wollen.

Es zum anderen Schwachsinn, weil Schwule niemanden vergewaltigen wollen. 


Die meisten finden allein schon die Unterstellung schrecklich. Die meisten heterosexuellen Männer übrigens auch. Aber das ist für die Angst egal.

Viele Menschen haben ja auch Angst vor dem Teufel. Obwohl's den gar nicht gibt. Aber kaum jemand hat Angst vor der katholischen Kirche, obwohl's die ja wirklich gibt.

Die Angst ist aber vor allem deswegen unbegründet, weil homosexuelle Männer in Sachen Sexualität das ganz, ganz große Los gezogen haben. Stellen Sie sich für einen Moment vor, Sie wollten Sex mit Menschen haben, die auch Sex mit Ihnen haben wollten (ich weiß, es ist schwer).

Einfach so. Ohne Kuscheln, Massieren, oder vorher ins Kino gehen.

Irgendwo führen Menschen gerade Unterhaltungen wie diese:

„Hey, du siehst ja gut aus! Wollen wir poppen?“
„Au ja, klar! Bei dir, oder bei mir?“
„Och, lass uns doch grad hier auf der Tanzfläche machen!“


Da wird man ja aggressiv!

4. Der Neid

Warum sollte man auf Homosexuelle neidisch sein? Weil sie einfach so ihren Wünschen folgen, sich nicht anpassen und einfach Sex haben, wann und mit wem sie wollen. (Das stimmt natürlich gar nicht: auch Homosexuelle sind oft unglücklich verliebt.)

Das ist im Kern das gleiche Gefühl, dass jungen Frauen (und Männern), die selbst über ihre Jungfräulichkeit, Haare, Berufswahl, Ehepartner oder überhaupt irgendetwas entscheiden möchten, entgegenschlägt. Also vielleicht nicht unbedingt hier, aber in vielen Ländern dürfen junge Menschen nicht einfach so Sex haben oder auch nur Bier trinken. Das ist in vielen rückständigen Gesellschaften so, z. B. in den USA.

Es gibt kaum ein stärkeres Gefühl als:

Ich habe mich an die Regeln gehalten und leide darunter. Und die anderen machen einfach, was sie wollen, und denen geht es auch noch gut dabei.

Wenig bringt kleine Kinder mehr in Rage als eben genau dieser Verdacht: dass ihr normgerechtes Verhalten nicht angemessen belohnt wird. Dasselbe gilt für Erwachsene an Supermarktkassen.

"Ich steh hier schon seit Jahren für das bißchen schlechten Sex an und diese Schwulen gehen einfach vorbei und machen ne neue Kasse auf!"

Und so werden die Homosexuellen dafür gehasst, dass die Hassenden ihre eigenen Träume nicht leben.

Darüber hinaus gebiert dieser Neid eine weitere Angst

5. Die Angst vor der Freiheit.

Was wäre, wenn jeder machen könnte, was er oder sie wollte und nicht, was die Kirche, die Eltern, die Ahnen vorschreiben? Ginge dann nicht die gesamte Gesellschaft in die Brüche? Und was sollen die Nachbarn sagen?

Nun, wenn die Nachbarn etwas zu sagen haben, sollen sie das ruhig tun. Jeder soll das. Aber das Urteil anderer vorwegzunehmen und nicht auf das eigene zu vertrauen ist ein guter Weg, es niemandem recht zu machen.

Aber es ist nicht nur die Angst davor, dass die Gesellschaft auseinanderfallen und die Ernte vertrocknen könnte. Es ist auch die Angst vor der eigenen Freiheit. Die Angst, die alle überfällt, die plötzlich sehen, wie viele Möglichkeiten sie hätten – aus denen sie dann leider auch wählen müssten.

Insgeheim haben glaube ich die meisten Menschen das unausgesprochene Verlangen, koitusmäßig mal so richtig einen drauf zu machen. (Also jetzt nicht ihr Partner, keine Angst).

Aber sie tun es nicht - aus Angst. Währenddessen machen die Schwulen in der Sauna Doktorspiele, bis der Arzt kommt. (Und der Patient natürlich auch.)

(Da könnt man ja jetzt die Frage stellen, wie die das mit der Krankenkasse abrechnen – eingehende Untersuchung auch außer Haus?)

Aber leider ist dass alle sagen, was sie wollen bei Lichte betrachtet, der einzige vernünftige Weg, wie wir miteinander auskommen können.

Nur, wenn alle sagen, was sie wollen, haben alle eine Chance, zu bekommen was sie wollen.

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