Freitag, 27. März 2009

Hasta la vista siempre

Ich gebe ja zu, dass unreflektiertes Zurschautragen nachgeplapperter Meinungen im Moment nicht das größte Problem auf der Welt sind, aber ich bin nun mal grade dabei.

Frage aus dem Saal: Das dringende Problem ist die Wirtschaftskrise?
Die Tante Jensen: Verrostende Atomraketen in den Händen von drittklassigen Diktatoren in UdSSR-Nachfolgestaaten. Da hab ich richtig Angst vor. Schnell an was anderes denken.

Was mich auch immer aufregt, ist die Popularität, die Ernesto Guevara dafür genießt, dass er eine Diktatur errichten half.

Zwischenruf des aufmerksamen Publikums: Aber die Alphabetisierungsrate ist die niedrigste in ganz Südamerika und das Gesundheitssystem besser als in den USA.
Die Tante Jensen: Dann geh' doch nach drüben! Ha, das wollte ich immer schon mal sagen.
Zwischenruf des aufmerksamen Publikums: Och, öhm.
Die Tante Jensen: Ha.

Ernesto Guevara ist nämlich aus ganz anderen Gründen beliebt:
  1. Er war Arzt und damit per se ein toller Mensch.
  2. Er hat sich rechtzeitig aus dem Staub gemacht, als er das mit der Realität irgendwie schwierig fand und lieber wieder in dunklen Ecken hocken und von der Revolution träumen wollte (eigentlich wie Oskar Lafontaine).
  3. Er ist jung gestorben, auch immer super.
  4. Es gibt dieses total schicke Bild von ihm.
Das letzte ist eigentlich das wichtigste. Eigentlich ist es nämlich egal, was er gemacht hat, wenn er nur gut aussieht. Hier nun setzt die Tante an. Und wie macht man nun das Bild von jemand kaputt?

Schlaue Antwort aus dem Publikum: Man malt ihm ein Hitlerbärtchen!
Die Tane Jensen: Genau. Ganz, ganz genau.


Ein Bärtchen, und noch die Augenbrauen etwas runder und die Nase etwas grader, denn die Nase muss jüdischer aussehen, damit sie wie die von Adolf Hitler wirkt (wollte ich auch schon immer mal schreiben) (und ja, das Gerede von jüdischen Nasen ist physiognomisch gesehen Unfug).

So, T-Shirt-Bestellungen werden entgegengenommen (werden genau wie die anderen von kleinen Chinesinnen hergestellt).

Mittwoch, 25. März 2009

Kufiya

Eigentlich ging mir das unreflektierte Tragen von Palitüchern immer schwer gegen den Zeiger, weil es mich immer schon ärgerte, dass Leute meinen, sie könnten den dumpfesten und unreflektiertesten Scheiß sagen, denken und tun, nur weil ihnen die richtige Gesinnung (oder der korrekte Musikgeschmack) einen Persilschein dafür geben.

Zwischenruf aus dem Publikum: Häh?
Die Tante Jensen: Na, es ist einfach blöd zu meinen, in dem Konflikt gebe es die Guten und die Bösen (welche Seite jetzt auch immer). Es gibt noch nicht mal die Israelis und die Palästinenser, und schon gar nicht sind die Juden die Israelis.

Und das Palästinsertuch ist nun mal ein gut eingeführtes Symbol nicht für den Freiheitskampf der Palästinser sondern für die Vernichtung der Juden. Und das finden wir doof.

Genauso doof findet die Tante jene Schnicksen, die dieses Tuch als Accessoir tragen, wenn es zu kalt für ihr Che-Guevara-T-Shirt ist. In beiden Fällen ist es den meisten Trägern egal, wofür es steht, und wollen sie natürlich genauso wenig in einer kubanischen sozialistischen Diktatur leben wie in einem muslimischen Staat. (Auch zum Kotzen: die neue Dacia-Werbung, wo Fidel Castro durch ein heruntergekommenes Altersheim geht)(Wir müssen den Fernseher wieder wegschmeißen).

Nicht doof findet die Tante aber, dass jetzt jeder das Palästinensertuch trägt, meist vermutlich von kleinen Chinesinnen in nicht gerade freiheitlichen Bedingungen produziert. Denn nur so kann das Stück seinen Nimbus verlieren - in drei Jahren ist es so uncool wie rosa Blazer mit Schulterpolstern und Schuhe zum Selberbemalen. Darauf hofft die Tante schon heute.

Freitag, 13. März 2009

Der Schuh des Dabbeljuh

Der irakische Journalist, der im vergangenen Dezember den damaligen amerikanischen Präsidenten (ja, genau den, der Name muss ja nicht mehr genannt werden) mit seinen (also denen des Journalisten, nicht jenen des Präsidenten) Schuhen bewarf und als "Hund" beschimpfte, ist nun zu drei (Zahlen unter 13 ausschreiben) Jahren Haft verurteilt worden. Er gilt im arabischen Raum wohl allgemein als Held.

Auch gilt im arabischen Raum wohl "Hund" allgemein als Schimpfwort. Das ist die richtige Einstellung, da müssen wir hin, das brauchen wir hier auch.