Montag, 31. Juli 2006

Mein viertel Fest

Wie jedes Jahr hatten wir beim Fest die Linkspartei vor unserer Haustür. Endlich können wir auch als Westdeutsche behaupten, tagelang von den Kommunisten belagert worden zu sein! Allen, die noch auf die Revolution des Proletariats warten, muss ich aber leider sagen, dass sie zumindest im Raum Sarbrücken noch auf sich warten wird. Die dafür vorgesehenen Vertreter waren schon ein wenig überfordert, basisdemokratisch den Gartenpavillon zu errichten. Am Ende kam dann aber der Ortsgruppenleiter und regelte das.
Der Gartenpavillon schien mir übrigens unter genau den ausbeuterkapitalistischen Methoden hergestellt worden zu sein, gegen die dann darunter protestiert wurde. Da wächst zusammen, was zusammen gehört.

Und in der Schwulenkneipe lief anscheinend vollkommen unklischeemässig AC/DC. Vielleicht haben bedient auch nur die Schuljungenuniform irgendeinen Fetisch? Und englische Internate sind ja noch berüchtigter als katholische Kloster ... Dann stimmt mein Weltbild ja wieder.

Freitag, 28. Juli 2006

Ich muss weg

Zum Glück ist das Viertel-Fest nur einmal im Jahr. Ich werde dann immer für drei Tage zum Xenophobisten:
"Da sind in letzter Zeit so viele Fremde in unserem Viertel. Ich weiß ja nicht. Stellen sich da überall ihre Wohnwagen hin. Man kann nirgendwo mehr parken. Und dann das komische Essen, dass die kochen. Das haben wir früher nicht gebraucht. Nichts, was wir normaler Weise essen: frittierte indische Gemüsebällchen, oder so chinesisches Zeug. Das stinkt! Und dann bauen die da so Hütten auf. Und der ganze Alkohol! Die machen Lärm die ganze Nacht. Und danach haben wir den Müll auf der Straße liegen."

Donnerstag, 27. Juli 2006

Hausfrauentipps gegen die Hitze

Die Tante weiß, wie Euch geholfen werden kann.
  1. Rasieren: Alles überflüssige an Haaren weg machen. Aber bitte nicht so, dass es eklig ist, wenn Sie mir in der Sauna begegnen.
  2. Quark: Mit Milch, Zucker und Vanillemark anrühren, evtl. Früchte hinzugeben. Wirkt am besten, wenn er großzügig auf dem Oberkörper verteilt wird.
  3. Sprühflasche: Mit Wasser drin. Die Pflanzen lieben es. Hab es auch gestern Abend an der Nichte ausprobiert, die hat gleich damit gekuschelt und die Flasche mit ins Bett genommen. Besser also: Zwei Sprühflaschen. Eine als Kuscheltier, eine für den Rest der Familie.
  4. Schlafen: Siesta, Siesta Mexicana! Bringt unglaublich viel gegen die Leere im Kopf. Ist viel besser als zum Beispiel im Internet surfen. Also auch:
  5. Strohhüte.

Dienstag, 25. Juli 2006

Schwenker im Aufbau

::: Hier entsteht gerade ein neuer Beitrag :::
::: Haben Sie bitte etwas Geduld. Der Schwenkgrill wird gerade aufgebaut. :::
::: Danach stehen wir Ihnen wieder zur Verfügung. :::
::: Das kann allerdings bis zum Donnerstagmorgen dauern. :::
::: Bis dahin müssen wir im Garten sitzen :::
::: und die Füße in den Nudelsalat halten. :::
::: Vielen Dank für Ihr Verständnis. :::

Rezept

Salat, griechischer

Wichtig ist, man muss wissen, es gibt mehrere Zutaten. Nehmen kann, wenn man will, also natürlich Salat. Auch Gurken, Tomaten. Mit Oliven kann haben, manche auch wollen Feta. Wegen der Elektrolyte und auch Flüssigkeit, ist erfrischend. Wichtig auch, muss man nehmen viel Soße aus Essig und Öl. Wenn die Tomaten und Gurken super sind, die Soße ist super, wegen Süße. Ist erfrischend.
Super Tipp: Nehmen noch mehr Soße und stellen nach dem Essen die Füße in die Schüssel. Ist super erfrischend.

Montag, 24. Juli 2006

Noch mehr Internet

Der türkische Gemüsemarkt hatte Pleite gemacht. Monate lang stand der Laden an der Rotenbergstraße leer. Viele dachten schon, der bleibt auch so lange leer, bis der Oskar die Revolution bringt. Doch seit heute wird da drin gearbeitet, und was kommt rein? Na? Ein türkisches Internetcafé.

Männer mit türkischem Migrationshintergrund sollen in ihrer Berufswahl beim Migrationsgipfel ja nach dem Willen von Wolfgang Schäuble vom Gesetzgeber auf genau drei Möglichkeiten festgelegt werden: Dönerbude, Gemüseladen, Internetcafé . Das soll die Erkennbarkeit und die Zuordnung erleichtern. Dann weiß jeder, wo sein Platz ist in dieser Gesellschaft und die, die nicht hierher passen (weil keine Dönerbuden mehr frei sind) sollen wieder gehen. Damit wird auch Schluss gemacht werden mit dem derzeit zu beobachtenden Wildwuchs, dass Türken auch Pizzaservices betreiben oder Nicht-Türken Dönerbuden.

Das ist alles der Integration nicht förderlich! Da weiß doch keiner mehr, woran er ist. Das verwirrt nur die Leute! Da könnten die ja genauso gut verlangen, dass sie ihre Schnauzbärte abrasieren dürfen. So weit kommt's noch! Das können wir hier nicht brauchen.

Zusätzlich werden auch die Dönerbudenplanstellen pro Stadt genau festgelegt, so dass eine Dönerbudendichte von mehr als 2,37 DB/km2 in deutschen Innenstädten nicht überschritten wird. Bei Internetcafés hat sich die CSU aber gegen eine solche Regelung ausgesprochen, weil Internet nämlich einfach super ist. Da darf man nix gegen machen, weil: Wir brauchen noch viel mehr Internet in Deutschland. Deswegen wird in Bayern die Gründung eines neuen Internets auch schon mit einer Einmalzahlung von 230,- € gefördert.

Freitag, 21. Juli 2006

Die Regeln (4)

Regel 4: Wie man Handouts weitergibt

Geben Sie Handouts nie sofort weiter. Schauen Sie sich immer erst genau an, was Sie Ihrem Nachbarn weitergeben. Schließlich können sie für die Nachteile, die ihm durch diesen Zettel entstehen, die Fehler und Falschinformationen, die darauf zu finden sind, rechtlich haftbar gemacht werden. Ihm Zettel achtlos weiter zu reichen wäre unseriöses Arbeiten. Kontrollieren Sie also alles, was durch Ihre Hände geht, und an andere weiter gereicht wird.

Diese Vorsichtsmaßnahe hat zudem den Vorteil, dass in doch häufig langwierigen Sitzungen wichtige Zeitfenster entstehen. In diesen können sich alle Teilnehmer (und besonders jene, die das Papier, noch nicht haben, weil Sie es sich ja gerade ansehen) auf ihre Erwartungen und Ziele bezüglich dieser Sitzungen besinnen und sich ausgiebig in der Nase bohren.

Donnerstag, 20. Juli 2006

My true friend

Meine Nichte hat seltsame Freunde, die ich bisher noch nicht gesehen habe. Vielleicht trifft sie sie bei der Tagesmutter oder in der Krabbelgruppe, das habe ich noch nicht herausgefunden. (Es heißt übrigens nicht: Grabbelgruppe, obwohl es das eher trifft: nicht alle krabbeln, aber alle Kinder tatschen die andern an, greifen ihnen in die Augen und nehmen ihnen was weg). Diese neuen Freunde meiner Tochter sind sämtlich tierisch und sprechen fließend englisch.

Das mit dem Englischen wäre eigentlich auch egal, Charlotte ist erst neun Monate und kann auch nur zwei deutsche Worte richtig anwenden: „da“ im Sinne von „da ist was“ (was sich ja universell einsetzen lässt, denn irgendwas ist immer „da“, trotzdem beharrt meine Mutter darauf, das bedeute etwas, sie sei so ein intelligentes Kind). Das andere Wort ist „aua“.

Lachende Walfische

Tatsächlich jedenfalls bezeichnen diese Tiere (u. a. auch ein Wal, aber auch eine Skateboard fahrende Schildkröte) meine Tochter als ihre wirkliche Freundin (oder umgekehrt, die Beziehungen sind da nicht ganz klar). Nur so zumindest lassen sich die Aufschriften deuten, die meine Tochter auf ihrer Kleidung trägt. Am besten gefällt mir der Wal, anscheinend ein umgänglicher Zeitgenosse und immer gut gelaunt. Er ist „My happy friend“. Da scheint es ihm auch nichts auszumachen, dass er Charlotte nicht so oft sieht, angesichts der Tatsache, dass wir ja 500km vom Meer entfernt wohnen. Aber es wäre auch sonst schwierig, unsere Wohnung ist ziemlich klein und im zweiten Stock, da könnte er uns nicht besuchen kommen.
Obwohl, wenn ich darüber nachdenke, könnte dieser walische Freund der Grund dafür sein, dass Charlotte nur so komische Laute von sich gibt und noch nicht richtig deutsch (oder englisch) spricht, obwohl sie doch so klug ist: Sie übt Walisch, und versucht so mit ihm (und uns) zu kommunizieren, und wir verstehen sie nur nicht. Sie ist ja so klug!

Mittwoch, 19. Juli 2006

... die Perle Tirols ...

Jetzt geht mir seit gestern das Kufsteinlied nicht mehr aus dem Kopf. Das ist ja peinlich! Es geht so (in der '68er Version von Maria und Margot Hellwig (Battle Star Galactica Remix)):
Kennst du die Perle?
Die Perle Tirols?
Das Städtchen Kufstein?
Ja das kennst du wohl!
Kufstein
Und seit gestern hab ich das Gefühl, mit einer Siebenjährigen zu diskutieren:
Die Tante: Nein, kenn ich nicht. Ist bestimmt schön. Aber ich war ja noch nie in Tirol.
Margot Hellwig: Doch, das kennst du!
Die Tante: Äh, nein. Ich war da noch nie.
Margot Hellwig: Do-hoch! Wo-hohl!
Die Tante: Also, ich werd' ja wohl wissen, ob ...
Margot Hellwig: Wo-hohl!
Die Tante: Nein, das ist doch …
Margot Hellwig: Wo-hohl!
Die Tante: Nein, hör mal, ich ...
Margot Hellwig: Oh, du bist so gemein! Das sag ich meiner Mama!
Margot läuft weg und holt sich Beistand bei ihrer Mama Maria. Die kommt sofort und steht ihrer Tochter.
Und jetzt wissen wir, warum da immer Mutter und Tochter gemeinsam singen.
In meinem Kopf.

Dienstag, 18. Juli 2006

Kennst du die Perle?

Ich hatte ja gefragt, was denn all die Leute jetzt machen, die während der WM um die Spiele herum jeden Tag vor unserer Kneipe saßen. Ich weiß es jetzt: Sie sitzen vor unserer Kneipe! (Hätte man eigentlich drauf kommen können). Das Ende der WM hat wohl schwerer wiegende Schäden an der Volkspsyche verursacht, als erwartet wurde:
Statt Deutschland - Portugal läuft da jetzt das Kufsteinlied. Gefolgt vom "Tag, als Conny Crahmer starb". Und die Leute? Singen mit. Und das ist nicht gelogen!
Und ich? Hämmere im Takt dazu auf der Heizung die Sandalen der Nichte (Größe 18) mit einem Hammer geschmeidig.
Ich hab mich noch nie so sehr wie eine Person in einem David Lynch-Film gefühlt. Vielleicht heirate ich ja gleich noch dan Kühlschrank. (Ach ne, geht ja nicht, bin ja schon verheiratet.)

Montag, 17. Juli 2006

Ein Esel schilt den anderen Langohr

Es gibt ja immer noch Überraschungen im Leben: Da sieht man am Samstag Tagesschau, good old Bush gibt eine Pressekonferenz - und er sagt was Vernünftiges! Ich stimme ihm von ganzem Herzen in dem, was er über Russland und die Demokratie sagt, zu! Danach Putin: und dem stimme ich auch zu in dem, was er über den Irak und die Demokratie sagt!

Bin ich jetzt noch normal? Oder war das schon eine außerkörperliche Grenzerfahrung? Es ist, wie mir selber dabei zusehen, wie ich zu Modern Talking in Cowboystiefeln Discofox tanze. Kann ich denn gleichzeitig für alles und gar nichts sein? Muss ich deswegen jetzt wegen akuten Meinungsmangels in die FDP eintreten?

Freitag, 14. Juli 2006

Die andere Meinung

Viele Leute haben ja das Problem, dass sie keine eigene Meinung haben, aber gerne eine hätten. Deswegen bietet Tante Jensen bei besonderen Themen, die das Wahlvolk bewegen, einen neuen Service: die Tante-Jensen-Schwadronierhilfe. Es geht ganz einfach: Sie suchen sich eine Meinung bei uns aus, und geben diese dann ungehemmt als Ihre eigene aus.
Dabei sind unsere Meinungen keine Produkte von der Stange - jede wurde sorgfältig in unserer Diskutieranstalt von Hand vorargumentiert. Mit diesen exklusiven Einzelmeinungen werden Sie garantiert der Mittelpunkt jeder Gesprächsrunde sein! Um solche Meinungen werden Ihre Freunde Sie beneiden!

5 noch ungenannte unhaltbare Meinungen zum Thema "Klinsmann"!

1 "Der Klinsmann ist ein Arsch! Unsere Jungs so im Stich zu lassen! Die sollten ihn hochkant aus Deutschland rausschmeißen! Soll er doch nach Amerika gehen, wenn's ihm da viel besser gefällt. Aber ich hab nix anderes erwartet! Das ist ein Killer! Ich hab's Euch damals schon gesagt!"

2 "Der Klinsmann hat das doch nur gemacht, um den Kahn rauszuschmeißen! Kaum hat der Olli seinen Rücktritt erklärt, ist der Klinsmann auch sofort weg! Das ging mir verdächtig schnell. Der Lothar hat recht gehabt damals: Der Klinsmann ist ein Killer! Ich hab's Euch damals schon gesagt!"

3 "Was ein Glück, dass der Löw das jetzt macht. Ohne den wär der Klinsmann doch nie so weit gekommen, der hat ja gar keine Trainererfahrung! Das hat alles der Löw gemacht! Die hätten den Klinsmann schon viel früher rausschmeißen sollen, dann wären wir Weltmeister geworden! Ich hab's Euch damals schon gesagt!"

4 "Der Klinsmann hätte denen schon viel früher den Lafontaine machen sollen! Direkt nach dem Argentinienspiel den Effenberg machen machen! Da hätten die aber den Beckham gemacht. Die hatten den gar nicht verdient! Ich hab's Euch damals schon gesagt!"

5 "Ich hab's Euch damals schon gesagt!"

Donnerstag, 13. Juli 2006

Wenn mit 62 noch mal Mutter wird ...

... dann ist man ja 63 wenn das Kind ein Jahr alt ist! Wie hält man das aus? fragte mich heute die Tante Frieda beim Frühstück. Das ist doch schon mit 27 einfach nur saustressig!
Keine Ahnung. Vielleicht hat die senile Bettflucht dann schon so weit zugeschlagen, dass diese Frau gerne um fünf Uhr Brei kocht. Oder die Schwerhörigkeit ist schon so weit, dass sie die Schreie einfach wegdrehen kann.
Oder gibt es da von der EU unterstütze Förderprogramme, "Betreutes Wickeln?" Neue integrative Wohnprojekte? Zwei Generationen zum Preis von drei?
Das ist problematisch. Man würde ja hoffen, dass die Kinder mal bei der Betreuung einspringen können, wenn die Mutter älter wird und nicht mehr so kann. Aber die Kinder sind ja selbst die zu Betreuenden. Und an wem bleibt das dann hängen? Na? An der Tante.

(Das Korrekturprogramm kennt übrigens nicht "Schwerhörigkeit" und schlägt mir dafür "Moskauhörigkeit" vor. Die rote Gefahr lauert immer noch überall!)

Mittwoch, 12. Juli 2006

Tippfehler

Die Leute beschweren sich immer wieder, dass ich so undeutlich tippe. Ich weiß es, ich weiß es, und ich bemühe mich ja auch, das wieder zu korrigieren. Aber ich sitze hier mit Eric und Jürgen neben mir, die beide zwar sehr nett sind, aber mir eben auf den Bildschirm sehen können. Und da sie sich oft langweilen, bin ich die einzige, die mit meinem Getippsel ein wenig Sonnenschein in ihren Alltag bringt. Aber ich ich fühle mich in der Produktion doch gehemmt und mache dann nur husch-husch. Das ist wie auf der Toilette: Wenn ich weiß, dass mir jemand zuhört, kann ich von der Performance her nicht das Optimum an Leistung herauskitzeln und fühle mich dann wie Jan Ullrich ohne Blutdoping.

Scusi!

Oh, Signore Materazzi hat ja gar keine Mutter mehr. Ruft also nicht nach ihr. War also geschmacklos von uns. Scusi, bello! Perdone? Molto tante! (tante? Tante.)

Dienstag, 11. Juli 2006

Foulspieler der Herzen

So, so. Materazzi hat also zu Zidane gesagt, seine Schwester wäre eine Na-was-wohl. Der älteste aller Fußballtricks. HAben wir früher auch immer so gemacht. Darauf hin rastet Zidane aus. Und Materazzi lässt sich mit der italienischen Liebe für Oper und Drama fallen ("Mamma, diese Mann hat misse gefoult!"), und als der Schiri rot zeigt, ist alles wieder gut und die Mamma muss gar nicht kommen.
Ich sage: Das war großartig von einem großartigen Spieler. In seinem letzten Spiel auf den ganzen Scheiß pfeifen und die Ehre der Schwester retten! Und endlich einmal auf einen dieser Sprüche, die er sich bestimmt tausendmal hat anhören müssen, mit einer saftigen Tätlichkeit reagieren. Ein grandioser Schlusspunkt einer grandiosen Karriere.
Und hiermit ist Schluss mit der WM-Kommentierung bei Tante Jensen. Morgen geht's um Butterbrote.

Montag, 10. Juli 2006

Aus! Aus! Aus!

Hupen, hupen, hupen. Machen wie bekloppt, bloß weil sie Weltmeister geworden sind! Wenn sie jetzt Europameister geworden wären, dann ...
Das ist doch alles vergänglich. Wie lange haben wir uns 1996 gefreut, als wir Europameister wurden? Und als wir (die Frauen) Weltmeister wurden (und noch sind)? Das ist doch nach zwei, drei Wochen irgendwie vergessen.
Das ist wie mit dem neuen Topfset, das ich mir vor zwei Monaten gekauft habe: Am Anfang habe ich mich auch wahnsinnig gefreut und gedacht: "Jetzt ist alles gut, und du hast keine Wünsche mehr". Und was ist? Jetzt ist alles schon wieder ganz normal. Dabei kann ich das Topfset von Schulte-Ufer wenigstens behalten und muss es nicht wieder abgeben. Und es hat einen Kupferboden und isolierte Griffe. Das ist was! Nicht so'n oller Pokal, den irgendein Hund vorm Wembleystadion ausgebuddelt hat!
(Oder war das der Vorgängerpokal? Vermutlich.)
Ja, wenn sie ein Topfset gewonnen hätten, dann ...! Aber da müssen sie sich wohl noch ein bißchen anstrengen.

Freitag, 7. Juli 2006

Die Autofahne

Die Leute schreiben mir. Und wollen Trost. Trost, weil alles doof sei. Dazu haben sie ein erläutertes Bild mitgeschickt (rechts).

Dabei ist doch gar nicht alles doof! Und Deutschland ist doch noch dabei in diesem großartigen Spiel um Platz drei, das auch noch am Samstag ist, damit man besser feieren kann (so fürsorglich ist die FIFA! Eine rundum tolle Organisation!). Und alles ist immer noch so schön bunt! (Gut, das seht Ihr jetzt vielleicht nicht, wenn Ihr gerade in Amerika seid. Aber der Grundtenor ist doch klar: Alles ist super!) Alle haben immer noch diese schönen Fahnen an ihren Autos hängen, manche sind zwar schon arg zerzaust vom vielen Durch-die-Gegend-Fahren. Aber es sieht doch so schön aus.
Und dazu ist mir noch was eingefallen (Kuck! Schon wieder! Es ist einfach der helle Wahnsinn!)

Die an die Autofenster geklemmten Fahnen sind doch das Bild dieser WM. Das liegt auch daran, dass sie alle Eigenschaften besitzen, die Euphorie und Patriotismuswelle selbst anhaften (gutes Wort):

1. Sie sind billig und einfach zu haben.

Für 1,99 € oder kostenlos zum Kasten Bier dazu und einfach ins Fenster geklemmt. Kommen wie die Siege der Nationalmannschaft vollkommen ohne eigenes Zutun beinahe frei Haus geliefert. Wir freuen uns über die Siege einer Mannschaft, der keiner etwas zugetraut hat, wie über ein kostenloses Geschenk, dessen wir aber eigentlich nicht bedürfen.

2. Sie sind bequem und folgenlos.

Leicht zu entfernen, hinterlassen sie keine sichtbaren Spuren oder bleibende Verletzungen, die wirkliche Anhänger spüren mögen, wenn ihre Mannschaft verliert. Zwar ernst gemeint, aber nicht mit jenem Herzblut, das uns dazu bringen würde, uns mit anderen zu prügeln, weil diese gewonnen haben.

3. Sie imitieren südländischen Überschwang.

Wir haben in Erinnerung die Bilder von Autokorsos anderer Nationen, bei denen die Menschen die Fahnen aus dem Auto schwenkend durch die Nacht fahren. Wir dagegen sitzen bei geschlossenem Fenster vollklimatisiert und die Fahne hält sich selbst. Nur hupen müssen wir noch selber.

Und das ist doch schon ein Trost: Wir haben was gelernt in diesen drei Wochen. Wir können jetzt hupen, weil wir die anderen Autofahrer nett finden, und nicht, weil wir sie doof (s.o.) finden. Und noch mehr: Wir finden sie sogar nett! Und alles nur für 1,99 € (zzgl. die zig Millionen für die WM). Hat sich doch gelohnt.

Ein letztes Mal FIFA

Mir ist da noch was eingefallen (passiert mir irgendwie ständig! Mein Gehirn ist echt der Wahnsinn! Ich geh' irgendwo lang, und schwupps! fällt mir was ein. Geht Euch das auch so? Hammer!).
Ich hatte schon gedacht, mir fällt nix mehr ein, weil man das gar nicht immer so planen kann, was einem einfällt. Hiermit ist aber Schluss. Andere Slogans könnt Ihr ja mal probieren, Euch selber einfallen zu lassen. Wenn man's kann, ist das der Riesen-Partyspaß!
Ist auch gar nicht schwer! Tipp: Mischen, z. B.:
FIFA - die Freiheit nehm' ich mir!
(Ist auch mit Hintersinn! Super!)

Tante Scholl-Latour

Weil ein Freund von mir sie betreibt, hab ich auch mal an einer Umfrage im Internet mitgemacht (www.11fragen.de). Und quasi gewonnen - von allen Teilnehmern wurden meine Beiträge am häufigsten in der Zeitung veröffentlicht. Das macht die Tante natürlich stolz.
Und brachte mich auf eine gute Idee: Man sucht ja ständig nach Mpöglichkeiten, sich beruflich zu verbessern. Ich werde mich jetzt als professionelle Interviewpartnerin selbständig machen.
Die Tante Jensen - ihr Interviewpartner zu jeder Gelegenheit! Expertin für alles!
Dann bin ich der Peter Scholl-Latour des Internets: Ich lass mich einfach zu allem möglichen befragen und antworte zwar ohne Ahnung, dafür aber gut formuliert. Der Markt scheint ja da zu sein: Viele Journalisten brauchen ständig Interviews, weil sie nicht wissen, was sie selber schreiben sollen. Und viele Prominente wollen nicht ständig Interviews geben. Oder geben ständig Interviews, und haben aber nichts Interessantes zu sagen.
In diese Schnittstelle werde ich stoßen! Rufen Sie einfach an.

Donnerstag, 6. Juli 2006

Nachklapp

Ich hab da noch ein paar Fragen: Die Leute, die bis jetzt vor jedem Spiel vor der Kneipe vor unserer Haustür saßen (und beim Spiel natürlich drin, Sie verstehen) - was machen die im richtigen Leben? Haben die jetzt wieder Arbeit?
Müssen die jetzt wieder ans Band oder so?
Und haben die auch noch andere Klamotten als ein Deutschlandtrikot und einen Rock in Gestalt einer Deutschlandfahne? (Das sieht, nebenbei, gar nicht gut aus.)
Wie verbringen die ihre Zeit?
Spielen die jetzt wieder die ganze Zeit Minesweeper oder Solitaire auf dem Computer?
(Ach nein, Solitaire heißt ja jetzt Sudoku.)

Und noch was: Warum haben seit Mittwoch plötzlich so viele Frauen Italienaccessoirs? Und zwar genau seit Mittwoch? Und zwar nur Frauen? Ich spreche hier nicht von den Gelatinas. (Ist das die korrekte weibliche Form von "Gelatiero"? Klingt irgendwie ziemlich eklig. Nach Gelatine und Latina. Vielleicht doch eher "Gelatiera".)
Oder hat man die vorher nur nicht gesehen, weil sie von den Deutschlandfahnen verdeckt wurden?

Die Hose der Nation

Clevere Italiener? Nachlässigkeiten in der Abwehr? Ach was! Wir haben knallhart recherchiert und wissen jetzt, warum wir verloren haben: Meine Nachbarin hat ihre Glückshose nicht angezogen. Die hatte sie bisher bei allen Siegen der Nationalmannschaft an, nur am Dienstag eben nicht, weil sie dreckig war. Das hat sie mir gestern einfach so im Wäschekeller gesagt!
Ich hab natürlich sofort Olli Bierhoff angerufen. Olli hat das dann gleich mit dem Betreuerteam durchgesprochen. Schließlich sind sie übereingekommen, dass sie es den Jungs sagen, weil so eine unglaubliche Moral in der Mannschaft war. Die Meinungen waren geteilt:

"Wir sind natürlich maßlos enttäuscht", meint Jens Lehmann. "Wir haben uns tausendprozentig aufgerieben, und dann so was. Man steckt halt nicht drin. Aber wir hätten uns schon gewünscht, dass alle gemeinsam ihr Bestes geben. Wir müssen jetzt eben einfach nach vorne schauen."

Michael Ballack hingegen konnte dem ganzen auch etwas positives abgewinnen: "Es ist auch irgendwie tröstlich, dass wir jetzt wissen, dass es nicht an uns lag. Aber ich möchte nicht in der Haut von dieser Frau stecken. So was darf in einem Halbfinale einfach nicht passieren. Wir müssen jetzt eben einfach nach vorne schauen."

Da hat er Recht. Bei uns in der Straße ist die Hölle los. Seit heute morgen stehen drei Fernsehteams bei uns vor der Tür. Ich musste schon vier Interviews geben. Franz Beckenbauer war schon da und hat noch viel mehr Interviews gegeben. Die Frau darf wohl nie wieder Fußballspiele der Nationalmannschaft ansehen und musste ihre Hose an den sportlichen Leiter der Nationalmannschaft abgeben, der sie von jetzt an tragen wird. Wie die Frau das durchsteht, weiß ich nicht. Sie muss jetzt eben einfach nach vorne schauen.

Hoffentlich stehen Matthias Sammer Caprihosen. Wir werden uns an diesen Anblick wohl gewöhnen müssen.

Mittwoch, 5. Juli 2006

Katerstimmung

So kurz vorm Ende! Ich fass' es nicht! Wär' das Tor mal früher gefallen! Ich reg' mich die ganze Zeit auf, leg' schon die Herztropfen für das Elfmeterschießen zurecht, und dann das. Ich hätte mir gewünscht, dass die Italiener schon früher das Tor machen, dann hätte ich auch früher ins Bett gehen können!
Wenn ich nochmal drüber nachdenke, wünsche ich mir eigentlich, dass die Deutschen schon früher das Tor gemacht hätten. Aber dann hätte ich ja auch nicht früher ins Bett gehen können. Ist also alles egal.
Am liebsten wäre mir gewesen, wir hätten gegen die Argentinier raus fliegen und gegen die Italiener gewinnen können. Und ich hätte gern ein eigenes Segelboot.
Ach ja. Es hilft wohl nichts: Jetzt müssen wir uns wieder mit derGesundheitsreform befassen. Mist.

Dienstag, 4. Juli 2006

Jahrhundertspiel

Eigentlich wollten wir ja hier noch Olivenöl in das Feuer der deutsch-italienischen Beziehungen gießen. Darüber scherzen, dass italienische Stürmer von ihrem Verband gesperrt werden, wenn sie mehr als zwei Tore schießen (dazu ein super Bild von der Kreativabteilung: jubelnder Luca Toni mit Informationsbalken misses next match).

Aber lassen wir das. So leiden wir einfach still mit Torsten Frings (von Freunden wie uns einfach nur "Torte" genannt). Bild titelt vollkommen uninspiriert mit "Skandalurteil gegen Frings". Stehen wohl auch noch unter Schock.
  • Warum nicht etwas wie "FIFA feuert Frings"?
  • Oder "Per rotta Karte nach Berlin"? (Und im Finale dann: "Torsten Bring's", gell?)
  • Warum keine schönen Wortspiele mit "Camorranesi"? Da ist noch viel Raum nach oben.
  • Warum keine Andeutungen, dass die Italiener die FIFA gekauft haben?
Vielleicht wäre das auch unrealistisch: die FIFA lässt sich nicht kaufen. Sie kaufen selber.

Montag, 3. Juli 2006

Three lines on the shirt (i.e., adidas, not umbro)

... und jetzt alle:
It's staying here,
it's staying here,
it's staying,
football's staying here!
(wiederholen ad libidum, Fahnen schwenken und wildfremden Leuten um den Hals fallen)
(Mann, Ihr Engländer! Könnt Ihr das Elfmeterschießen vielleicht mal üben? Da gibt's doch bestimmt auch irgendwelche Tipps, wie man das am besten macht. Habt Ihr schon mal im Internet gesucht?)

Uiuiui, Tiffy, das war aber wieder spannend. Und dann die Franzosen! Muss ein spannendes Spiel gewesen sein, aber leider hab ich im "St. J" gesessen, wo das Publikum auf das Ereignis, wie soll ich sagen, mental nicht richtig eingestellt war. Die Typen mit den hochgegelten Haaren und die Frauen mit den extrem kurzen Röcken, die sie immer wieder runter zogen, mussten immer wieder raus gehen und telefonieren und im Bild rum stehen!

Man wird doch immer wieder überrascht. In der linken Szenekneipe, in der ich als letztes gesehen habe, war die Disziplin viel besser, obwohl die Leute da sonst eher über Sir Simon Rattle diskutieren. Aber wenn ich den eigenen Arsch für den schönsten und den Mittelpunkt der Welt halte, habe ich natürlich auch kein Problem damit, dass er anderen Leute die Sicht versperrt. Weil mein Arsch natürlich schöner ist als ein Dribbling von Zidane.

Fand ich als Publikum in dem Fall aber nicht.

Aber das war nicht das Aufregendste an diesem Wochenende. Meine Tochter hat die ersten zwei Schritte allein gemacht. Allerdings hat sie das noch nicht kapiert - sie läuft schon lange, wenn sie sich an den Händen ihrer Eltern festhält. Am Samstag hatte sie den großen Ball in der Hand und hielt sich an dem fest. Allerdings hielt der Ball nicht sie fest, und sie fiel auf den Po.