Dienstag, 10. November 2009

St. Martin


... Sahankt Martin, Sankt Martin ritt durch Schnee uhund Wind,
sein Ross, das trug ihn fort geheschwind,
und er hat sein helles Licht bei der Nacht,

und er hat sein hellehes Licht bei der Nacht,
schon an-ge-zühühündt, schohon an-ge-zündt.

Manchmal hat man ja spontane Erkenntnisse über verborgene Wahrheiten. So geschehen gestern, als die Tante durch Regen stapfte, das eine Kind murrte, weil die Laterne kaputt ging und das andere Kind schrie, weil es den Regenschirm der Schwester haben wollte.

Als die Tante mit dem schreienden Kind dann zuhause war, wurde ihr plötzlich folgendes klar: Der Martinsumzug wurde gar nicht erfunden, um Kindern eine Freude zu machen. Er wurde erfunden, weil er wie etwas klingt, was theoretisch Freude machen könnte, in realiter aber nur alle Beteiligten nervt, weil die Laternen wegwehen, abbrennen oder nass werden. Und erfunden wurde das von frustrierten katholischen Priestern, die sauer sind, dass sie selber keine Kinder haben dürfen und die Kinderhabenden dafür bestrafen wollen.

Frustrierte katholische Priester ist übrigens eine Tautologie, das frustriert hätte ich mir auch sparen können. Als dann alle an den Brezeln nuckelten (hier im Saarland gibt es nach dem Umzug süße Hefebrezeln, die mit Zucker bestreut sind, um auch noch die Wohnung zu versauen), waren alle aber auch halbwegs besänftigt. Bis zum nächsten Mal.

Das Bild ist leider von letztem Mal. Da hatte es dafür nicht geregnet.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Wie erzähle ich meinem Kind eine Gute-Nacht-Geschichte?


Nichts leichter als das. Komm mit!

Auch die Tante hatte lange zu viel Respekt davor, Geschichten selbst zu erfinden und der Tochter zu erzählen. Dann hat sie das aber mal probiert, und kann nur sagen:
  1. Es macht Eltern und Kindern viel mehr Spaß als Vorlesen.
  2. Es ist auch billiger.
  3. Es geht ganz einfach.
Jeglicher Bammel ist eigentlich fehl am Platze. Wenn man darüber nachdenkt, sind erschreckend viele Kinderbücher von so grauenerregender Schlichtheit und noch dazu völlig am Kind vorbei erzählt, dass Sie das auch nicht schlechter machen können. Zur Unterstützung hier einige nicht obligatorische Regeln für das Geschichtenerzählen:

Allein schon, weil Sie die Geschichte erzählen, ist Ihr Kind begeistert.
Papa liest das nicht nur ab, sondern erfindet das ganz für mich? Super. (Ehrlich wahr. So einfach denken Kinder. Sie als Eltern sind ja auch immer begeistert, wenn Sohn oder Tochter ein Bild malen.)

Kinder stellen keine großen Anforderungen an den Plot.
"Der Bär hat Bauchweh und geht zum Arzt und der macht ihn gesund" ist eine tolle Geschichte. Es gibt mindestens zwei Dutzend Bücher auf dem deutschen Markt, die genau das erzählen, und die tatsächlich auch Leute kaufen. Das können Sie ehrlich gesagt auch. Die Märchen, die die Brüder Grimm erzählt haben, wurden Ihnen von einfachen Frauen erzählt, die die sich ausgedacht hatten. Hätten die andere Frauen gefragt, hätten wir heute andere Märchen als kulturelle Schätze.

Einzige Anforderung an die Handelnden: es müssen Tiere dabei sein.
Tiere sind süß. Wenn Sie Bären und Hasen nicht mehr ausstehen können, nehmen Sie Kreuzottern, Leguane, Krähen oder Kamelefanten. (Der Kamelefant könnte z.B. Spinnenarchitekt von Beruf sein).

Denken Sie sich nichts vorher aus.
Wenn Sie gerne wollen, können Sie das auch machen. Spannend ist es aber auf jeden Fall, die Kinder am Erfinden teilhaben zu lassen. Persönlich wählt die Tante immer den Anfang aus "Babba, sagt der Maxl": "Da ist einmal der Elefant im Urwald um einen Baum herum gegangen, und als er auf der anderen Seite herum war, was hat er da gesehen?" Das Kind gibt eine Antwort, und aus der entwickelt sich dann die Geschichte. Wenn es ein anderes Tier ist, das der Elefant sieht, könnten die irgendwas zusammen machen: verstecken Spielen, der Elefant gibt Trompetenunterricht, sie Kochen was, suchen einen Freund, gehen in den Dschungelkindergarten, klettern. Wenn es ein Gegenstand ist, macht der Elefant was mit dem Gegenstand bzw. findet heraus, wozu der da ist, bringt ihn zurück, repariert ihn, baut sich eine Schneeballwurfmaschine daraus.

Immer, wenn ich nicht weiterwusste, ließ ich einfach zwei Kerle mit 'ner Knarre zur Tür reinmarschieren.
So ungefähr soll Raymond Chandler gesagt haben, und es ist ein super Tipp (vielleicht können Sie ja die Knarre weglassen). Denn nichts erleichtert das Erzählen so sehr wie: Schwierigkeiten.
Und zwar deshalb, weil Sie dann plötzlich haben, was Sie brauchen:
  • ein klares Ziel, auf dass sich die Handlung zubewegt (die Schwierigkeit beheben),
  • weniger Möglichkeiten für die Handlung, weil es meist nur wenige Mittel gibt, die Schwierigkeiten zu beheben
  • noch mal kurz Zeit gewonnen, in der Sie überlegen können
  • etwas, das die Phantasie anregt
Schwierigkeiten können z.B. sein:
  • der Elefant kann nicht mitmachen, weil seine Tante Geburtstag hat
  • der Affe will nicht klettern, weil er sich den Zeh verstaucht oder Höhenangst hat
  • die Giraffe kommt nicht mit zur Safari, weil sie Höhenangst hat
  • der Bär will gar nicht kuscheln, denn er ist kein Teddybär
Je abstruser, desto mehr Spaß haben Sie selber, sich wieder aus dem Quatsch rauszureden, desto mehr Spaß haben Sie und Ihre Zuhörer.

Ja, ich habe auch mal versucht, draußen zu fotografieren, das musste ich aber schnell wieder aufgeben: Zu viele Möglichkeiten.
Hat dieser Fotograf gesagt, der vor kurzem gestorben ist, Sie wissen schon wer, oder lesen Sie keine Zeitung (Penn?). Möglichkeiten hemmen, weniger Möglichkeiten machen frei. Denn:

Geschichten leben im Wesentlichen vom Konflikt
Das erzählt Ihnen jeder Drehbuchratgeber, und es ist nicht falsch. Star Wars funktioniert als Geschichte auch vollkommen ohne X-Wing-Fighter, Droiden, Lichtschwerter, Wookies und Banthas. (Ich kucke jetzt nicht nach, ob ich Banthas richtig geschrieben haben, ist auch egal). Vielmehr geht es darin um Konflikte zwischen Gut und Böse, Vertrauen und Misstrauen und so'n Kram. Gut, Vertrauen verkauft sich nicht so gut als Actionfigur, das macht aber auch in diesem Falle nichts.

So. Das war's. Jetzt trauen Sie sich mal. Und tragen Sie Ihr Geld nicht zu irgendwelchen Onlineportalen, wo man Geschichten kaufen kann (hier kein Link), denn das macht die Tante traurig, ist rausgeschmissenes Geld und macht viel weniger Spaß.

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Entspannt ...

hat sich auch das Verhältnis der Tante zur FDP, nachdem sie mal darüber nachgedacht hat, was die SPD so für Quatsch verzapft hat, mit Opel und Bürgerüberwachung. Darüber hinaus war jüngst Herr Wowereit zwei Tage hintereinander im ZDF-Abendprogramm als Erinnerungspromi zu bewundern (das sind die Leute, die in diesen Chartshows irgendwas sagen, damit die Sendung länger ist. Anscheinend kann man davon leben.).

Da wirkt Herr Westerwelle doch gleich seriös daneben - der wollte im Big Brother wenigstens auch über Politik reden. Herr Wowereit ist hingegen nur ein B-Promi. Und wird hoffentlich nie mehr sein.

Des weiteren ist zu verzeichnen, dass unsere Tochter sich mit "f" schreibt. Der Rest stimmt aber. Die facebookgruppe für Leute, die ihren Namen buchstabieren müssen, hat über 500.000 Mitglieder. Die Tante dachte, sie sei da immer besonders benachteiligt, bis eine Freundin ihr eröffnete, bei "Müller" fragten die Leute auch immer nach.

Dienstag, 13. Oktober 2009

Wieder da

Man weiß ja gar nicht, wo einem der Kopf steht. So viele aufregende Dinge passiert. Und das aufregendste war ja ...

... dass die Grünen im Saarland eine Koalition mit FDP und CDU eingehen wollen. Nee, fand die Tante nicht. Eigentlich nur folgerichtig. Mit der Linkspartei ist momentan noch kein Staat bzw. Bundesland zu machen. Regierungsverantwortung ist ja für linke Parteien allgemein das, was Einzug in den Landtag für rechte Parteien ist - der Wählergunst hinderlich. Sobald eine linke Partei in der Regierungsverantwortung ist, erfahren viele, die ihr anhängen, dass die beste aller unmöglichen Welten nicht innerhalb des nächsten Vierjahresplans verwirklicht wird, und werden dann sauer. Und gründen dann eine andere Partei, in der man wieder von Herzenlust einfach nur dagegen sein kann. Das passiert den Grünen jetzt, das passierte der SPD und das wird der Linkspartei auch irgendwann passieren.

... der Urlaub auf dem Bauernhof. Nein, der war nicht aufregend. Aber gut.

... dass Guido Westerwelle nicht englisch sprechen will. Nein, auch das ist gut.

... dass der Obama den Friedensnobelpreis bekommen hat. Nein, denn der Preis wird laut Testament an den verliehen, der im letzten Jahr am meisten für Abrüstung und Frieden getan hat. Und das passt ja.

... dass die vier größten brasilianischen Rindfleischproduzenten sich darauf geeinigt haben, keine Rinder aus Regenwaldrodung mehr zu verarbeiten. Wuuuhuuu!

Montag, 31. August 2009

Sprachlos

Die Tante gibt die Hoffnung nicht auf, dass es nur im Saarland möglich ist, mit so einem Wahlplakat über 20 Prozent der Wähler für sich einzufangen. Ein Rattenfänger, wenn auch ein begnadeter solcher.

Die Feierlichkeiten haben wir übrigens versäumt (auch wenn die Tocher durchaus dort hingehen wollte, weil das Festzelt der Linken direkt neben ihrem Lieblingsspielplatz aufgebaut war, und Fest ist schließlich Fest). Und auch zur FDP haben wir es nicht geschafft: die Tante hatte vergessen, ihren Blaumann zu bügeln.

Mittwoch, 26. August 2009

Freie deutsche Promovierte


Na, dann wissen wir ja auch alle, wie die Begrüßungen aussehen:



Das wird bestimmt ein Heidenspaß. Nicht, dass die Tante etwas gegen Promovierte hätte, einige ihrer besten Freunde sind promoviert. Und es spricht ja auch nichts dagegen, dass die Leute, die was zu entscheiden haben, Grips im Kopf haben. Nur hat man hier so ein bißchen den Eindruck, die Drs. könnten ihre akademischen Würden auch ein bißchen für das Ego erworben haben. Zumindest einen (keinen von denen hier) in der F.D.P. kenne ich, wo das ganz sicher der Fall war.

Ganz im Vertrauen: So wird das nix mit der Volkspartei.

Donnerstag, 20. August 2009

Das schlecht recherchierte Lied

Und kommt mir jetzt nicht Paralleluniversen, Tierparks oder sonst was! Fredrik Vahle schreibt eigentlich ganz nette Kinderlieder (doch, das gibt es!), aber diese Zeilen aus Pitsch Patsch Pinguin nerven:



9. Horch, wer brummt denn da?
Das muß ein Eisbär sein!
Und sie ducken sich
Und machen sich ganz klein.

10. Und der Eisbär tappt
Schon heran, o Schreck!
Pitsch, patsch, Pinguin,
Da watscheln alle weg.

Da ist es ja kein Wunder, dass wir so schlecht bei Pisa da stehen! Man kann doch auch "Polarforscher" nehmen, die haben die früher sogar verfeuert, wenn ich mich nicht irre (hihihihi).

So, ich bin auf eure Rechtfertigungen gespannt!

Donnerstag, 30. Juli 2009

Soziale Anbiederung Fail

Gerne würde ich ja mal die Partei von Genscher, Hamm-Brücher oder Heuss wählen. Wirklich gerne. Leider gibt es diese Partei nicht mehr. Es gibt nur noch ihre Nachfolgepartei, die Partei der karriereoptimierenden Berufspolitiker. Die Partei der Besserverdienenden also. Nichts gegen Besserverdienende, die Tante wäre auch gerne Besserverdienend. Nur, wenn die Besserverdienenden so tun, als täten sie alles, auch das BMW-Fahren, nur aus Gütigkeit den Schlechterverdienenden gegenüber, dann hilft es auch nichts, dass der Vorsitzende schwul ist. Ich wähl sie nicht.

Dienstag, 21. Juli 2009

Das schlecht recherchierte Lied



Ich packe meine Sachen und bin raus mein Kind,
Thomas D. ist auf der Reise und hat Rückenwind.
Ich sag es euch auf diese Weise, alle die am suchen sind,
Sind mit mir auf der Reise, haben Rückenwind.
Und wir fahrn auch über Wasser wenn da Brücken sind,
Ey, der Typ hat ne Meise aber Rückenwind.
Wir betreten neue Wege dir wir noch nicht hatten,
Und ich nehm euch mit 'n Stück in meinem Windschatten.

Wenn er Rückenwind hat (und er hat Rückenwind), dann kommt der Wind von hinten. Der Windschatten ist also vor ihm bzw. hat er eigentlich gar keinen, weil der Wind ihn ja vor sich her schiebt (denn er hat ja Rückenwind), mithin genauso schnell ist wie er. Naja, vielleicht auch nicht. Wenn er also wen mitnimmt, im Rückenwindschatten, schiebt er sie bestenfalls vor sich her. Ob man das möchte?

Montag, 20. Juli 2009

Alles nicht wirklich zwingend

3 Ideen, die sich nicht weiter ausgewachsen haben:

***

Zuverlässiges wöchentliches Bulletin für den Zustand der deutschen Binnenwirtschaft: Solange Kabel Deutschland weiterhin jede Woche immer aufwendigere und teuerere Gratiswerbung an "Alle Bewohner der Beispielstr. 123" schickt, ist die Wirtschaftskrise noch nicht angekommen.

***

Die Milchbauern machen Schule: die Tante protestiert auch auf deutschen Straßen für einen höheren einheitlichen Blogeintragpreis. Man kann die Tante doch nicht so hängen lassen, immerhin hat sie sich jetzt den Blog angeschafft, und dann muss man sie auch dafür bezahlen, auch wenn sie mehr produziert, als die Leute lesen wollen.

***

Die G8 verabschieden neues Hilfsprogramm für Afrika. Schön, schön, aber solange wir immer noch die Länder unterstützen und nicht die einzelnen Menschen, bedeutet mehr Geld für Afrika fast immer nur mehr Geld für Schönheitsoperationen, Shoppingtouren und Schnellfeuergewehre der korrupten Eliten. Natürlich gibt es Ausnahmen.

***

Ansonsten ist die Tante einfach nur müde.





Freitag, 10. Juli 2009

Das gut recherchierte Lied: A Cauldron coloury

Die Tante ist ja gerne eine Tante, die viel Zeit für die Menschen in ihrer Umgebung hat, damit intakte Beziehungen und auch ein erfülltes Leben. Dabei leidet allerdings die Karriere, was nicht weiter schlimm ist, aber irgendwie ja doch ein wenig nervt.

Was auch leidet, ist die Tonqualität von dem hier gleich verlinkten Song, das bittet die Tante zu entschuldigen. Sie wollte das gerne selber aufnehmen, konnte aber nicht, weil sie dringend zur Pediküre musste. Deshalb hat das ein treuer Gefährte übernommen, der auch nur Zeit zu einer Aufnahme hatte und selber ein wenig zusammenzuckt, wenn er hört, wie er bei long, long hours blökt. Außerdem ist es zu leise. Aber wenn die Kinder mal schlafen und man so was machen könnte, muss die Tante Frieda an den Rechner. Und irgendwann muss man ja auch mal schlafen.

Ach. Naja. Weil nun ja der neue Harry Potter Film raus ist, ist hier (war) die erste Aufnahme der Tantenversion von A Cauldron Full of Hot, Strong Lovevon Celestina Warbeck Ein Klick auf den Blogeintrag verrät den Text. (Ja, das Design ist auch noch gruselig, zu den Gründen siehe oben).

Dienstag, 7. Juli 2009

Plan B: Kinderbuchautorin


Wenn man ständig mit einem Kind zu tun hat, dass in allen Proportionen ziemlich knuddelig ist, sagt man auch häufig etwas wie Komm her, kleiner Bär! oder Du bist schon ganz schön schwer, kleiner Bär! Wenn die Wirtschaftskrise also zu schlimm wird, kann die Tante immer noch Kinderbuchautorin werden. Nicht zeichnen kann sie schon, dass scheint eine Voraussetzung zu sein (die Überlegung ist wohl: Kinder zeichnen nicht perspektivisch, also wollen wir sie nicht damit belasten).

Kleiner Bär ist eine super Reihe, weil die wichtigsten Kriterien erfüllt sind:
  • Es kommen Tiere drin vor (finden Kinder gut)
  • Es kommen süße Wesen drin vor (finden Eltern gut)
  • Der Titel reimt sich (haben wir schon immer so gemacht)
Wichtig ist, dass der Titel sich nicht richtig reimt, das gehört so. Und Kleiner Bär ist auch schon eingeführt, es gibt auch mindestens 3 Kleine Königs. Hier die ersten Titel:
  1. Komm her, kleiner Bär!
  2. Fahrradfahren ist nicht schwer, kleiner Bär!
  3. Wir fahren ans Meer, kleiner Bär!
  4. Der Weihnachtsmann bringt noch mehr, kleiner Bär!
  5. Die Milch ist leer, kleiner Bär!
  6. Luftwaffe oder Heer, kleiner Bär?
  7. Nur 12,7 mg Teer, kleiner Bär!
  8. Wir sind die Roten Khmer, kleiner Bär!

Montag, 22. Juni 2009

Nur mal so ...

... angenommen: Was, wenn es im Iran zwar Millionen von Städtern gibt, die einen eher demokratischen Kandidaten gewählt haben, aber noch Millionenere von Dörflern, die einen eher autoritären Kandidaten gewählt haben, weil sie überhaupt kein Internet haben, über das sie sich informieren oder organisieren könnten? Was, wenn Herr Ahmanidedschad tatsächlich von der Mehrheit als Präsident gewollt wurde, weil er ihr erfolgreich verauft hat, dass er ein erfolgreicher Präsident ist?

Könnte doch sein, oder?
Wär das dann demokratisch?
Oder wäre das Aufregen überheblich vom Westen?
Und hat jemand gemerkt, dass ich den Namen falsch geschrieben habe?

Donnerstag, 18. Juni 2009

Das gut recherchierte Lied

Ich kenne mindestens zwei Leute, die mich darin bestätigen werden, dass ein Lied, in dem eine britische Supermarktkette namentlich erwähnt wird, per definitionem ein gutes Lied ist. Ich hab auch schon zwei gefunden (das erste nicht bei Youtube, weil es nicht alles bei Youtube gibt) (doch, ehrlich!):


Irgendwie hab ich das damals verpasst, aber zum Glück gibt es ja Herrn Lehmann, wo das im Soundtrack vorkommt, an der Stelle, wo er sich in die Köchin verliebt. (Ja, ich bin der Typ, der sich sowas merkt. Ich kann nix dafür. Und dann sitze ich da rum und warte auf den Abspann, wo die Lieder aufgelistet werden.) Dafür kann ich mir keine Namen von Leuten merken, die ich irgendwo treffe.

Das andere ist moderner, aber der Sänger Mark Nevin war auch in den 80ern ganz groß mit der Band Fairground Attraction, die sich dann aber auflöste. Danach hat er Lieder für die und den geschrieben, unter anderem für Morrissey (lieber Onkel Obergöker, dieser Post ist irgendwie für dich):


Und das Tolle an heute ist ja, dass man einfach nur ein bißchen googeln muss, und schon hat man das alles gefunden.

Montag, 15. Juni 2009

Twitter

Wir sind jetzt übrigens auch bei Twitter, bislang finde ich das aber eher nicht so spannend. 21% aller Nutzer haben übrigens noch nie was geschrieben. Das bedeutet bestimmt irgendwas.

Dienstag, 9. Juni 2009

Verständnisfrage

Wenn Karstadt im Moment was verkauft (also Dinge in den Warenhäusern, nicht die Warenhäuser selber), dann ist doch eine Nachfrage da. Dann gehen die Kunden dann irgendwann woanders hin, wenn sie nicht mehr zu Karstadt gehen können. Und da werden dann neue Verkäufer und -innen gebraucht. Es sei denn, die Leute kaufen alle in China.

Und wenn die Leute bei der Europawahl alle die SPD gewählt hätten, wie die SPD sich das eigentlich aus Dankbarkeit für die Opelmilliarden gedacht hätte, dann würde Karstadt auch ein bißchen Geld bekommen.

Hab ich das jetzt beides richtig verstanden?

Montag, 8. Juni 2009

Warum es nicht irgendwann mal gut ist mit den Nazis

Gut, das ist jetzt nicht so'n lustiger Beitrag, aber den hatte ich irgendwann mal geschrieben und immer gewartet, wann ich ihn mal unterbringen kann. Und mit Obamabesuch und Wahlergebnissen scheint er mir ganz gut aufgehoben. Und auch irgendwie angezeigt. So:

Sie können es auch nicht mehr hören? Sie sind die ewigen Selbstanklagen leid? Sie wollen nicht mehr ständig gesagt bekommen, wie böse die Deutschen doch sind? Ich eigentlich auch nicht, aber wir beide müssen es wohl noch ein Weilchen aushalten, tut mir leid.

Selbstbezichtigungen sind nervig, und es wäre schön, endlich mal das Thema wechseln zu können, bitte. Deutsche haben nicht nur Unglück über die Welt gebracht, sondern ihr auch Beethoven, den Computer, das Auto, Raketen und irgendnochwas geschenkt, auf das man gerne stolz sein könnte. Doch irgendwer hält immer das Auschwitzschild hoch, und so richtig stolz dürfen nur die auf Deutschland sein, die das mit Auschwitz als Lüge darstellen (zu denen kommen wir noch).

Und es ist ja nicht so, dass andere Völker nur Gutes getan hätten: Die Franzosen haben zwar kaum eigene Juden ausgeliefert, dafür hatten sie genug zu tun, die nach Frankreich geflüchteten Juden zurück nach Deutschland zu schicken, alles von Franzosen selbst organisiert. Die niederländische Polizei hat die Juden, die die Deutschen nicht selbst verhaften konnten, an deren Stelle verhaftet. Die Briten haben lange überlegt, ob sie nicht lieber die Seiten wechseln sollen und gemeinsam mit den Deutschen gegen die Russen kämpfen sollen; in der Zwischenzeit haben sie Hamburg, Frankfurt, Dresden und viele andere Städte in Schutt und Asche gelegt, die Bahngleise zu den Konzentrationslagern aber nicht angetastet. Und bis die Japaner Pearl Harbor angriffen, fanden die Amerikaner die Sache mit den Juden in Deutschland eigentlich auch ganz gut. Das sagt alles keiner.

Und eben das ist der springende Punkt: Das alles sagt keiner. Weil Franzosen, Niederländer, Britten, Amerikaner und alle anderen es sich immer einfach machen können und sagen: die Deutschen waren aber schuld, die Deutschen haben die schlimmsten, unvorstellbarsten Grausamkeiten begangen, die Deutschen waren richtige Unmenschen.

Nur wir Deutschen, wir können sagen: es waren keine Unmenschen, es waren Menschen. Denn es muss nicht daran erinnert werden, dass es Deutsche waren, die solch furchtbare Dinge getan haben. Das ist egal. Es muss daran erinnert werden, dass es Menschen waren, die so etwas getan haben. Freundliche, kultivierte Männer und Frauen. Nicht die „Anderen“, die „Unmenschen“, die "Bösen". Nicht die Boches, die Moffen, die Krauts. Nein: nette, lustige Großväter, Onkel, Großtanten haben ihre langjährigen Nachbarn getötet, ihre Freunde vergast, ihre Kollegen erschossen und eine halbe Stunde danach schon wieder Tennis gespielt, Erdbeerkuchen gebacken oder ein Prélude von Beethoven auf der Geige geübt.

Dass Menschen so etwas tun können ist es, woran erinnert werden muss. Und die Juden, die damals nicht geflohen sind, die Neonazis und die Deutschenhasser konnten oder können sich genau das nicht vorstellen. Und weil genau das so unvorstellbar war und bleibt, sind die einen nicht geflohen, behaupten die anderen, dass es nicht passiert ist, und sagen die dritten, dass alle und nur Deutschen Unmenschen sind.

Aber so lange wir nicht verstanden haben, dass Menschen Menschen so etwas antun können (und immer noch antun), so lange kann es geschehen, so lange wird es geschehen - bis wir gelernt haben es zu verstehen und wachsam zu sein und willens, es zu verhindern. Deswegen müssen wir noch lange die Selbstbezichtigungen ertragen. Weil es sonst niemand macht. Und darauf, dass wir es machen, könnte man fast schon wieder stolz sein – vielleicht nicht auf das deutsche Volk an sich, vielleicht aber auf die deutsche Erinnerungskultur 2009. Und das ist doch auch schon was.

Montag, 18. Mai 2009

Super Norwegen! Norwegen, super!

Norwegen hat gewonnen, und zwar mit Rekordpunktzahl. Naja, wenn interessiert's? Norweger vermutlich. Norwegen ist nämlich das Land, dass die ersten beiden Beiträge hatte, die keinen einzigen Punkt bekamen. Das macht den Norweger an sich generell sauer, es gibt sogar Leute, die behaupten, dass Norwegen genau deswegen noch immer nicht in der EU ist. Das kann sich jetzt ja ändern.

Der erste war der hier:



Das sieht ja hier in der nationalen Endausscheidung gar nicht so schlimm aus, klingt auch ganz gut. Im Finale war er aber dann aber etwas aufgedreht und nicht so gut angezogen:



Der nächste war der hier:



Wir bitten, die schlechte Tonqualität zu entschuldigen. War damals aber so. Null Punkte hat er bekommen, weil danach der Siegersong "Making Your Mind Up" dran war, der fetzig war und zwei spärlich bekleidete Damen hatte.

Das einfache Volk: Was ist denn das hier? Tunte Jensen?
Die Tante Jensen: Ha. Ha.

Okay, irgendwie fehlt mir jetzt die Überleitung. Egal. Die norwegischen Gewinner haben nun also gewonnen und dürfen auf eine große Karriere in Grand-Prix-Nostalgiesendungen und dem ZDF Fernsehgarten hoffen. Das große Vorbild ABBA, das mit Waterloo über Nacht berühmt wurde, war wohl die einzige großartige Karriere, die der Grand Prix hervorbrachte. (Der zweite norwegische Beitrag wurde übrigens von Benny produziert).

Und was machen Björn und Benny eigentlich jetzt? Sie schreiben Lieder wie diese:



Benny ist der mit der mit dem Bart und Ukulele und er scheint viel Spaß zu haben. Irgendwie erinnert mich das My Flying Saucer, naja, egal. Jedenfalls scheinen Björn und Benny sehr froh zu sein, nicht mehr durch die Welt touren zu müssen.

Übrigens liegt Waterloo in Belgien, man muss das also nicht mit "Wasserklo" aussprechen, sondern eher "Wahterloh". Und ZDF Fernsehgarten ist immer noch besser, als auf dem Finanzamt zu arbeiten. Immerhin macht man ja das, was einem Spaß macht für Geld. Gibt schlimmeres.

Montag, 11. Mai 2009

Das schlecht recherchierte Lied

Wir lagen schon vierzehn Tage
Und kein Wind in die Segel uns pfiff.
Der Durst war die größte Plage,
Da liefen wir auf ein Riff.



Mann, so ein Pech aber auch. Da liegt man vor Anker und macht keine Fahrt, weil kein Wind da ist. Mist. Und dann, obwohl sie ja still da liegen, laufen sie auch noch auf ein Riff.

Zumindest hatten sie keinen Achter im Vorderreifen.

Mittwoch, 6. Mai 2009

Regel 3 und 41: Aber mit Helm


Die Tochter ist am Wochenende mit dem Fahrrad umgekippt.

Das einfache Volk: Waaas? Am Wochenende? Und die Tante bloggt erst jetzt?
Die Tante Jensen: Dafür hab ich gestern den Tantengeldantrag eingetütet, der da seit Monaten rumliegt.
Das einfache Volk: Ok, das ist auch wichtig. Ist denn was passiert?

Nein, danke der Nachfrage. Sie saß ja auch in ihrem Kindersitz, weil wir weit fahren wollten, damit die Restfamilie noch schlafen konnte. Es war ja Feiertag.

Das einfache Volk: Der war aber gar nicht am Wochenende!
Die Tante Jensen: Für Muslime schon!
Das einfache Volk: Papperlapapp! Sind hier vielleicht irgendwelche Muslime?

Keine Ahnung, schreibt ja nie jemand was.

Das einfache Volk: Du ja auch nicht!
Die Tante Jensen: Ihr habt aber angefangen!
Das einfache Volk: Nein!
Die Tante Jensen: Doch!
Das einfache Volk: Gar nicht! Du Doofe! Du bist nicht mehr unsere Freundin und wir wollen dich nie mehr sehen!

Ach, macht doch, was ihr wollt. Also auf jeden Fall viel das Rad um, mit der Tochter drin. Und dann kam ein eigentlich netter Mann, der uns zuvor schon gegrüßt hatte
(sowieso grüßt einen jeder ganz freundlich an einem frühen Feiertagmorgen)
(ist Ihnen vermutlich noch nie aufgefallen, was? Immer geschlafen, was? Warum auch nicht, sagen Sie? Auch wieder wahr.)
(so aufdringlich freundlich gegrüßt wurde ich nur einmal in Frankreich, als ich nach Anbruch der Dunkelheit in der Banlieue unterwegs war, aber da war es eher eine Sicherheitsmaßnahme, nehme ich an)
(hier war es eher so ein "Wir guten Bürger sind heute morgen noch unter uns beim Gang zum teueren Bäcker für die Familie"-Gefühl, glaube ich)
(bei Sicherheitsmaßnahme fällt mir ein, dass ich gestern Rundfunknachrichten hörte und mir eine halbe Minute lang Gedanken machte, warum dass Verfassungsgericht wohl "Nachnahmenketten bei Eheleuten" verbieten muss. Vermutlich irgendwie was, wenn die Eheleute beide ein Gewerbe betreiben und die sich dann gegenseitig was schicken.)

und der Mann kam dann jedenfalls und
  1. half mir, das Rad aufzustellen,
  2. nahm die Hand meiner Tochter,
  3. sah, dass kein Blut war
  4. sagte: "Ist nicht schlimm!"
  5. und strich ihr beruhigend über die Wange.
Ich hätte ihn gerne weggeprügelt. Faszinierend, wie viel man mit so viel gutem Willen falsch machen kann. Darum hier noch mal 2 Regeln:
Regel 1:
Man fasst fremden Leuten nicht ungefragt ins Gesicht, auch wenn die noch Kinder sind.
Erweiterung zu Regel 1:
Überhaupt sollte man Kinder genau so behandeln wie Erwachsene. Umso mehr, als sie sich weniger für ihre Rechte einsetzen können.

Die nächste Regel sagt eigentlich dasselbe, aber es kann ja nicht schaden:

Regel 41:
Jedes Kind darf wie Erwachsene auch schon bitte schön noch selber entscheidend, ob es Schmerzen hat (oder müde ist, Hunger hat oder friert)
Erweiterung zu Regel 41 für Südwestdeutsche:
... oder friert oder kalt hat.

Freitag, 27. März 2009

Hasta la vista siempre

Ich gebe ja zu, dass unreflektiertes Zurschautragen nachgeplapperter Meinungen im Moment nicht das größte Problem auf der Welt sind, aber ich bin nun mal grade dabei.

Frage aus dem Saal: Das dringende Problem ist die Wirtschaftskrise?
Die Tante Jensen: Verrostende Atomraketen in den Händen von drittklassigen Diktatoren in UdSSR-Nachfolgestaaten. Da hab ich richtig Angst vor. Schnell an was anderes denken.

Was mich auch immer aufregt, ist die Popularität, die Ernesto Guevara dafür genießt, dass er eine Diktatur errichten half.

Zwischenruf des aufmerksamen Publikums: Aber die Alphabetisierungsrate ist die niedrigste in ganz Südamerika und das Gesundheitssystem besser als in den USA.
Die Tante Jensen: Dann geh' doch nach drüben! Ha, das wollte ich immer schon mal sagen.
Zwischenruf des aufmerksamen Publikums: Och, öhm.
Die Tante Jensen: Ha.

Ernesto Guevara ist nämlich aus ganz anderen Gründen beliebt:
  1. Er war Arzt und damit per se ein toller Mensch.
  2. Er hat sich rechtzeitig aus dem Staub gemacht, als er das mit der Realität irgendwie schwierig fand und lieber wieder in dunklen Ecken hocken und von der Revolution träumen wollte (eigentlich wie Oskar Lafontaine).
  3. Er ist jung gestorben, auch immer super.
  4. Es gibt dieses total schicke Bild von ihm.
Das letzte ist eigentlich das wichtigste. Eigentlich ist es nämlich egal, was er gemacht hat, wenn er nur gut aussieht. Hier nun setzt die Tante an. Und wie macht man nun das Bild von jemand kaputt?

Schlaue Antwort aus dem Publikum: Man malt ihm ein Hitlerbärtchen!
Die Tane Jensen: Genau. Ganz, ganz genau.


Ein Bärtchen, und noch die Augenbrauen etwas runder und die Nase etwas grader, denn die Nase muss jüdischer aussehen, damit sie wie die von Adolf Hitler wirkt (wollte ich auch schon immer mal schreiben) (und ja, das Gerede von jüdischen Nasen ist physiognomisch gesehen Unfug).

So, T-Shirt-Bestellungen werden entgegengenommen (werden genau wie die anderen von kleinen Chinesinnen hergestellt).

Mittwoch, 25. März 2009

Kufiya

Eigentlich ging mir das unreflektierte Tragen von Palitüchern immer schwer gegen den Zeiger, weil es mich immer schon ärgerte, dass Leute meinen, sie könnten den dumpfesten und unreflektiertesten Scheiß sagen, denken und tun, nur weil ihnen die richtige Gesinnung (oder der korrekte Musikgeschmack) einen Persilschein dafür geben.

Zwischenruf aus dem Publikum: Häh?
Die Tante Jensen: Na, es ist einfach blöd zu meinen, in dem Konflikt gebe es die Guten und die Bösen (welche Seite jetzt auch immer). Es gibt noch nicht mal die Israelis und die Palästinenser, und schon gar nicht sind die Juden die Israelis.

Und das Palästinsertuch ist nun mal ein gut eingeführtes Symbol nicht für den Freiheitskampf der Palästinser sondern für die Vernichtung der Juden. Und das finden wir doof.

Genauso doof findet die Tante jene Schnicksen, die dieses Tuch als Accessoir tragen, wenn es zu kalt für ihr Che-Guevara-T-Shirt ist. In beiden Fällen ist es den meisten Trägern egal, wofür es steht, und wollen sie natürlich genauso wenig in einer kubanischen sozialistischen Diktatur leben wie in einem muslimischen Staat. (Auch zum Kotzen: die neue Dacia-Werbung, wo Fidel Castro durch ein heruntergekommenes Altersheim geht)(Wir müssen den Fernseher wieder wegschmeißen).

Nicht doof findet die Tante aber, dass jetzt jeder das Palästinensertuch trägt, meist vermutlich von kleinen Chinesinnen in nicht gerade freiheitlichen Bedingungen produziert. Denn nur so kann das Stück seinen Nimbus verlieren - in drei Jahren ist es so uncool wie rosa Blazer mit Schulterpolstern und Schuhe zum Selberbemalen. Darauf hofft die Tante schon heute.

Freitag, 13. März 2009

Der Schuh des Dabbeljuh

Der irakische Journalist, der im vergangenen Dezember den damaligen amerikanischen Präsidenten (ja, genau den, der Name muss ja nicht mehr genannt werden) mit seinen (also denen des Journalisten, nicht jenen des Präsidenten) Schuhen bewarf und als "Hund" beschimpfte, ist nun zu drei (Zahlen unter 13 ausschreiben) Jahren Haft verurteilt worden. Er gilt im arabischen Raum wohl allgemein als Held.

Auch gilt im arabischen Raum wohl "Hund" allgemein als Schimpfwort. Das ist die richtige Einstellung, da müssen wir hin, das brauchen wir hier auch.

Dienstag, 24. Februar 2009

Bilanz Obama

Schon einen Monat, und so viel passiert. Und jetzt wollen natürlich alle den Change auch bei sich zu Hause haben. Wir haben schon mal angefangen und sind fast fertig.

Als erstes haben wir den Laufstall aufgelöst. Jetzt haben wir zwar mehr Platz im Wohnzimmer, dafür versucht der Sohn immer, die Schränke auszuräumen. Yes, we can!

Dann wollten wir bisher inkompatible Lager vereinen und haben das Kinderzimmer so umgeräumt, dass der Kleine da jetzt auch schläft, naja, "Schlafen" ist nicht das richtige Wort, sowohl er als auch seine Schwester wollen immer so schnell wie möglich aus dem Zimmer raus und bei den Eltern schlafen. Da sind dann aber alle zusammen. Yes, we can!

Natürlich haben wir auch ein Haushaltspaket verabschiedet, um die Nachfrage anzukurbeln. Die Tochter isst jetzt soviel Schokolade, wie sie nur in die Finger kriegen kann und der Kleine isst sowieso alles. Und die Tante kauft neue Hosen, weil die alten an den Knien durchgescheuert sind. Yes, we can!

Als letztes wollten wir auch die gute Stimmung rüber über den großen Teich bringen. Es sieht zwar noch ein bißchen krakelig aus, aber wir unterschreiben jetzt auch alles mit links. Yes, we can!

Dienstag, 17. Februar 2009

Datenschutz 2.0

Manchmal ist es ja ziemlich traurig, dass man nicht eine eigene Satiresendung im Fernsehen hat, für die man schnell einen Film drehen kann. Gestern war so ein Fall: Wolfgang Schäuble hat zum Gipfel geladen, um den Datenschutz für Arbeitnehmer zu verbessern.

Desch isch e Schkandal! Die Gespräche von 173 000 Mitarbeitern untersucht! Und mir krieget davon überhaupt nix mit! Da hätt mer doch auf einen Schlag 173 000 Terrorischden ausfindig gmacht! Des muss auch unbedingt verstaatlicht werden, wir können die Unternehmen nicht mit diesen schweren Aufgaben alleine lassen.

Oh, die Möglichkeiten.

Freitag, 13. Februar 2009

Der Papst ist nicht doof

Wie sich manche bestimmt gedacht haben, war die Tante ja krank. Und zwar so, dass sie sich gedacht hatte, es sei mal wieder eine gute Idee, den gesamten Harry Potter von vorne zu lesen, was ganz interessant ist wegen der Verbindungen, die sie vorher verpasst hatte, jetzt aber auch mal reicht.

Und in der Zeit ernennt der Papst doch einen Weihbischof, der Harry Potter verdammt. Nun könnte man ja sagen, selbst ein weltfremder verbohrter Ignorant wie ein katholischer Bischof sollte darüber stolpern, dass in den Büchern Weihnachten und Ostern gefeiert wird. Andere hingegen würden das damit erklären, dass der Bischof das natürlich nicht liest, weil ja klar ist, dass es böse ist.

Aber die Sache ist ganz anders, nämlich so:

Kernthema der Harry-Potter-Geschichte ist, dass Liebe stärker und mächtiger ist als Gewalt, Hass und Terror. Und, da hat der Bischof vollkommen Recht, das lässt sich nicht mit den Zielen der langlebigsten Machtorganisation der Welt, eben jener, die uns Inquisition, Kreuzzüge, Pogrome, Reichskonkordat und Hexenverbrennungen geschenkt hat, vereinbaren. Wo kämen wir denn da hin. Dann würden die Leute vielleicht anfangen, selber zu denken, oder hätten plötzlich keine Angst mehr vor der Hölle.

(Hier geschickte Überleitung einbauen.) Der Grund dafür, dass die katholische Kirche Kondome verdammt ist übrigens, dass dann Katholiken weniger Kinder kriegen als Anhänger anderer Religionsgemeinschaften. Es geht um Macht, immer.

Frau Rowling betrachtet es übrigens als eine (wenn auch traurige) Ehre, dass ihre Bücher verboten werden.

Mittwoch, 28. Januar 2009

Progressive Virus Sharing

Früher waren wir winters ja gerne krank. Heuer nicht mehr. In der heutigen Zeit ist "Krank werden" einfach kein adäquates Mittel mehr, mit den Herausfordungen des Alltags fertig zu werden. Daher haben wir nun nach langem Suchen endlich die neueste Entwicklung aus Amerika auch für uns entdeckt - dynamic disease forwarding.

Moderne Menschen brauchen einen neuen Weg, mit den vielfältigen Erregern, die tagtäglich auf sie einprasseln, umzugehen. Die Immunsysteme sind durch Stress und Umweltfaktoren nicht mehr in der Lage, einen Erreger zu erkennen und dann daraufhin zu reagieren. Da bietet sich dynamic disease forwarding als Lösung für ein modernes Krankheitsmanagement an. - George A. Wilson, senior sickness consultant, Boston Consulting Group

Bei dieser neuen Methode wird das Erregermanagement auf den Kopf gestellt: Es ist nicht mehr der Erreger, der auf ein Immunsystem eindringt - vielmehr wird im Haushalt ein Pool an Viren, Bakterien und Pilzen gebildet, aus denen das individuelle Immunsystem sich dann bei Bedarf einen auf die jeweiligen Ansprüche zugeschnittenen Krankheitserreger aussucht.

"Gerade junge Familien können dadurch enorm profitieren und ihr Krankheitsmanagement ungemein vereinfachen. Vor allem das bisher so lästige Einfangen von Krankheiten fällt dadurch weg, da immer eine ausreichende Anzahl von Erregern im Pool zur Verfügung steht", so George Wilson.

Ein weiterer Vorteil ist, dass einzelne Erreger von anderen Familienmitgliedern wiederverwertet werden. Gerade diese Zweitverwertung macht das Modell perfekt für einen modenen und aktiven Lebensstil.

Freitag, 16. Januar 2009

Tenöre aller Länder, vereinigt euch!

Eine intensive Recherche ergab, dass nur noch die bekannten 3 Tenöre und die Ten Tenors fehlen. Was ist eigentlich mit den 8 Tenören? Und den 7 Bässen? Und die Baritone? Das wäre doch noch eine Marktnische für arbeitslose Tenöre, die sich dann schnell umschulen lassen könnten.

Mittwoch, 14. Januar 2009

Tolle Idee!


Die Weltwirtschaft ist ins Torkeln gekommen, weil die Amerikaner wahnsinnig viel Geld ausgegeben haben. Sie hatten gerade selber keines, haben aber einfach ein paar Kredite aufgenommen. Bis irgendwann jemand gemerkt hat, dass man, bloß weil man plötzlich viel Geld zum Ausgeben hat, dadurch nicht in echt reich wird. Und jetzt kauft keiner mehr was. Blöd.

Super Lösung:

Dann müssen wir einfach den Bürgern wahnsinnig viel Geld geben, auf dass sie was kaufen können. Wir haben leider grade keins, können ja aber ruck zuck ein paar Kredite aufnehmen.

Die junge Dame da oben betreibt einen Gemischtwarenladen (Obst, Gemüse und Plastikhühnchen) in ihrem Zimmer und gibt den Kunden immer das Geld, mit dem sie dann bezahlen können. Das müssen sie dann auch immer komplett abliefern, kriegen aber trotzdem noch was raus. Irgendwas hat sie verstanden, was ich nicht verstanden habe.

Dienstag, 6. Januar 2009

Schneeflöckchen, Weißröckchen


Der Unmut der Bevölkerung steigt ins Unermessliche. Demonstrationen allerorten, Menschen reißen sich schreiend die Kleider vom Leib und recken die Fäuste gen Himmel ob solch hanebüchenen Schwachsinns:

Schneeflöckchen, Weißröckchen,
komm zu uns ins Tal.
Wir bauen den Schneemann
und werfen den Ball.

In welcher möglichen Welt soll sich denn bitteschön so was reimen? Dabei sind die Grundanforderungen mit einem Reim pro Strophe ja doch verhältnismäßig bescheiden.

Doch glücklicher Weise ist dem Tante Jensen Forschungsteam nun ein einschneidender Forschungserfolg gelungen: Nach umfangreichen Forschungsrecherchen in deutschsprachigen Archiven im In- und Ausland ist es uns gelungen, den Urtext zu rekonstruieren. Dabei wird auch geklärt, wieso der Reim auf ins Tal gebildet werden muss und es stellt sich heraus, dass dieses scheinbar so banale Liedchen (in der Weihnachtszeit !) doch einst sehr viel Zündstoff barg.

Hier ist sie, die Originalfassung der vierten Strophe:

Schneeflöckchen, Weißröckchen,
komm zu uns ins Tal.
Wir bauen den Schneemann
und beten zu Baal.

In diesem Sinne: Ein gesegnetes neues Jahr!