Dienstag, 23. September 2008

Minderheiten

Normalerweise lasse ich Gruppen mit internen Streitigkeiten ja gerne alleine. Zum Beispiel glaube ich nicht, dass Menschen in Nordirland / Ulster ausgerechnet auch noch meine Meinung brauchen, wie sie ihre Probleme den lösen könnten, vielen Dank. Auch die katholische Kirche wird von mir nicht darüber informiert, wie viele Engel denn nun wirklich auf einer Nadelspitze tanzen können (auch wenn die Antwort natürlich ganz klar lautet: "Keiner. Engel tanzen nicht."). Dafür sind soziale Biotope ja da.

Weil aber Ucke Mimo in seinem Blog, den ich ausführlich verfolge, weil ich die Hoffnung habe, irgendwann mal was von dem zu verstehen, was er schreibt, auf einen Artikel verwies, in dem interne schwule Problematiken verarbeitet werden, hab ich da mal reingeschnuppert.

Da hab ich dann auch erstmal nix verstanden. Irgendwie geht es darum, wann man richtig schwul ist, und dass es eigentlich Quatsch ist, dass manche meinen, nur mit Prosecco sei man korrekt homosexuell. Glaub' ich.

Und dann kam es mir: Ich werde diskrimiert! Nun ist das Magazin der Süddeutschen Zeitung ja schon lange groß im "Männer müssen Fußball kucken, Frauen sind Zicken, aber das wollen wir ja alle so"-Diskurs und deswegen auch zum Kotzen. Vielleicht wird man ja so, wenn man in München wohnt.

Aber dass Homosexuelle denken, ich sei nur ein richtiger Heterosexueller, wenn ich heirate, Kinder habe und auch Geschlechtsverkehr immer nur geregelt, macht mich irgendwie betroffen. Und das nicht nur ein Stück weit. Da wird doch mit Spatzen auf Kanonen geschossen!

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Tante Jensen,

es geht nur darum, dass man Homosexualität nicht nur auf Darkroom-ficken, hautenge T-Shirts und blödes Rumtucken reduziert.
Das Problem sind weniger die Heterosexuellen, die machen, was sie möchten, sondern die Peer-Group, die qua Diskursmacht einen Lebensstil vorschreibt, den viele zum Glück immer mehr zum Kotzen finden.
emanzipatorisch ist also, den Weg in die gesellschaftliche Mitte einschlagen zu dürfen... Das heißt jetzt nicht, dass ein Heterosexueller Dinge einen Lebensstil verfolgen MUSS... Ach menno, wie soll ich das erklären????

die Tante Jensen hat gesagt…

Ja, wie so soll man das erklären, wenn es so ein kompletter Müll ist?

Aber wenn die Homosexuellen dafür gedisst werden, dass sie sich benehmen, als seien heterosexuell, weil sie mit ihrem Partner zusammenleben und ein Sofa haben, auf dem sie sich nicht nur anketten ... dann werde ich als Heterosexueller doch auch darauf reduziert, oder? Wenn ich jetzt plötzlich fastnackt zu lustiger Musik auf bunten Umzugswagen durch die Straßen zöge, käme doch bestimmt auch ein Aufschrei aus der Community, dass ich mich benehme, als sei ich schwul.

Wenn eine Gruppe per Abgrenzung von der anderen definiert wird, wird die andere ja gleich mitdefiniert.

Anonym hat gesagt…

Kompletter Müll finde ich ein wenig hart.
Das Problem der Minderheit ist ein starker definitorischer Druck, dem man ausgesetzt ist, Es geht nicht nur darum, dass man für sich selbst definieren muss, wer man ist und sich selbst dem Umstand stellt, anders zu sein und das Anderssein auch hinzunehmen, sondern sich innerhalb einer Gemeinschaft zu definieren, die eine gewisse Lebensweise vorgibt, von der man sich wiederum abgrenzen muss. Und immer Minderheit in der Minderheit in der Minderheit zu sein, ist einfach antrengend. Es geht gar nicht so sehr darum, so zu sein wie Heterosexuelle, sondern darum so zu leben wie man will. Und das verleiden einem Rosa von Praunheims genauso wie Benedettos und Evangelikale Sauertöpfe. Und das Recht so zu sein, wie man will schlieeßt für mich alle ein, die mit ihrem Verhalten niemandem schaden. Egal, wen sie lieben. Und darum geht's.

die Tante Jensen hat gesagt…

Na gut, nicht Müll. Aber das Ganze fängt doch schon damit an, dass Homosexuelle sich als Gruppe definieren und da noch - irgendwelche - anderen Kriterien mit reinmischen, als einfach homosexuell, sagen wir mal X. Und damit werden dann automatisch alle, die nicht dem Raster entsprechen, (entweder weil sie homosexuell -X sind oder weil sie heterosexuell + X sind) als falsch gebrandmarkt. Die Praunheims machen also den selben Fehler, den sie der Mehrheit vorwerfen. Und engen sich damit letztlich selber ein.

Anonym hat gesagt…

the importance of being honest oder wars earnest, whatever, die frage lautet doch minderheit oder minderheitpopinderheit, prost

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