Mittwoch, 11. Juli 2012

Ratschläge für angehende Autoren

Dieses Internet, von dem jetzt alle reden (wenn sie überhaupt noch reden und nicht twittern oder sich auf Facebook anstupsen), ist voll von guten Ratschlägen für Menschen, die ... ach, eigentlich für alle. Wenn Sie wissen wollen, wie man am besten von Marsmenschen entführt wird, werden Sie bestimmt genauso fündig (kurzer Check: ja) wie Menschen, die etwas gegen vorzeitigen Bandscheibenvorfall tun wollen.

Viele Hinweise gibt es auch, was man machen soll, wenn man Schriftsteller werden will. Leider immer die falschen. Da geht es dann darum, wie man ein Thema findet, dass man andere Bücher ankucken soll, dass man sich passende Verlage aussuchen soll, aber den wichtigsten Tipp verrät keiner:

Lassen Sie's.

Und zwar gleich aus mehreren Gründen:

1. Es ist anstrengend.

Es ist nicht anstrengend, sich eine Geschichte auszudenken. Man fantasiert ein bißchen vor sich hin, und schwupps, hat man eine tolle Idee. (Die verrate ich Ihnen jetzt natürlich nicht, Sie wollen doch nur klauen! Nur so viel: Ein Buch über Piraten, die auch Vampire sind, gibt's schon.)
Hilft auch nicht weiter: Wichtel

Anstrengend ist es, eine Geschichte zum Funktionieren zu bringen. Das sind dann meistens nicht die Stellen, die dem Leser auffallen. Zum Beispiel fand Douglas Adams einen der schwersten Teile in der Anhalter-Trilogie den Anfang des dritten Teils. Die Hauptfiguren waren in der Vergangenheit gestrandet und mussten da geräuschlos wieder weg.

Was schwierig ist stellen Sie aber erst fest, wenn Sie schon richtig drin sind, die Hälfte umschreiben müssen und so richtig angekotzt sind von der Sache. Und keiner dankt es Ihnen. Sie haben nur sich, den Schreibtisch und ein hoffentlich nicht weißes Blatt Papier. Jahrelang. Jeden Tag. Denn:

2. Sie werden nicht verlegt.

Wenn Sie zum Beispiel ein Kinderbuch schreiben, weil Sie denken,
  • es gibt so vielen Mist auf dem Markt, 
  • der Markt wächst,
  • das Publikum ist noch so klein und hat eh keine Ahnung,
  • die Bücher sind kürzer,
  • Frau Rowling verdient so verflucht viel Gel,
dann seien Sie gewarnt: Gehen Sie mal auf eine Buchmesse - nicht, um da jemandem Ihr Manuskript anzudrehen. Die richtigen Leute werden Sie da eh nicht treffen.

Sondern, um sich die Konkurrenz anzusehen: Wandern Sie an den Regalkilometern vorbei, bis Sie gehörig deprimiert sind. Und danach sagen Sie sich:
Das sind nur die Bücher, die gedruckt werden. 
Die abgelehnten Manuskripte übersteigen die angenommen um das Hundertfache.

3. Und wenn Sie verlegt werden, verdienen Sie nicht viel.

Sicher, Frau Rowling verdient wirklich viel Geld. Aber das Geld, das für ihre Bücher ausgegeben wird, wird für andere Bücher nicht ausgegeben.

Also: Lassen Sie's. Studieren Sie Mechatronik oder Chemie - so Leute werden händeringend gesucht. Schreiben sie Geschichten und schenken Sie die Ihren Neffen und Neffinnen. Aber werden Sie, wenn Sie es irgendwie verhindern können, kein Schriftsteller.

Allerdings: Wenn Sie, tief in Ihrem Herzen, wirklich einer sind, kann Sie ohnehin niemand daran hindern, es zu versuchen.




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