Mittwoch, 4. Juli 2012

Buchkritik: Die Nebel von Avalon

Warum diese Frau so selten dämlich
das Schwert an der Schneide anfasst
wir im Buch allerdings nicht erklärt.
Diese Szene kommt gar nicht vor.
Es gibt (grob) zwei Sorten von Menschen auf der Welt: Männer und Frauen. Und ein Fantasyroman aus der Sicht von Frauen war eindeutig eine Neuerung und ist eindeutig immer noch sehr überraschend zu lesen.

Kaum mal zieht jemand sein Schwert oder kämpft. Die Männer, die das tun, ziehen fort und kommen wieder und haben entweder gewonnen und verloren. In der Zwischenzeit kümmern sich die Frauen um den Haushalt, spinnen und weben, haben Affairen, zaubern, langweilen sich furchtbar, erwarten ihre Menstruation, kriegen Kinder. Alles für sich auch erzählenswerte Ereignisse, manche nicht weniger spannend als die Schlacht gegen einen Drachen. Die Schlacht gegen den Drachen nimmt übrigens nur 4 Seiten in Anspruch, die Geburt Gwydions ganze 13.

Ansonsten versuchen einige der Frauen, den Niedergang der Naturreligion aufzuhalten und streiten mit ignoranten Christen. Wer also Dialoge mag, die so gehen: "Ist sie eine Hexe?" - "Nein, eine weise Frau!", der/die ist hier richtig aufgehoben. Wer nicht, kann viele Teile überspringen.

Neu war damals wohl auch, dass so viel Geschlechtsverkehr in einem Fantasyroman vorkommt. Und dann ist der auch noch meistens schlechter Sex, was Leute wie mich, die Sexszenen nicht mögen, entschädigt.

Erzählt wird diese eigenwillige Variation der Artussage aus dem Blickwinkel mehrerer Frauen. Das führt dazu, dass man sich erst über die eine aufregt und sie dann anschließend wieder verstehen kann.

Trotzdem wird es mit über 1000 Seiten und ohne nennenswerte Kapiteleinteilung auf die Dauer etwas lang. Am Ende hatte wohl auch die Autorin keine Lust mehr - warum sich Artus und sein Sohn Gwydion so zerstreiten, dass das ganze Land mit Krieg überzogen wird? Egal - Hauptsache, am Ende sind sie tot. Vielleicht ist da ja auch was Wahres dran.

Sollte man mal unbedingt für die Leseerfahrung reinlesen. Wenn man es dann irgendwann weglegt, verpasst man aber auch nix mehr.

Wertung:

5/5 für die weibliche Sicht und das fehlende Waffengeklirr
5/5 für die Religionskritik
1/5 für das Vergöttern der Naturreligion (Wortspiel!)
4/5 für den schlechten Sex

Diese Kritik kann man auch hier lesen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ich warte noch auf die nächste klassische Tragödie, die allein dafür gefeiert wird,
aus Sicht einer autistischen Köchin mit Borderline geschrieben zu sein, in der es
endlich mal keine Toten gibt und man in Ruhe
über alles reden kann...
interessant wäre auch mal ein Roman über die
ermüdende Borniertheit der Säkularisten, um
noch ein wenig konstruktiv zu werden, empfehle ich dem Rezensenten den historischen Unterhaltungsroman "Ayla und der Clan des Bären", hier wird auch aus Perspektive einer Frau(uiuiuiui)darüber berichtet wie das damals mit den Neandertalern und ihren Schamanen eigentlich so war, bei Gefallen kann sich der Rezensent auf die immer schlechter werdenden Fortsetzungen freuen, die voll von schlechtem Sex sind...

die Tante Jensen hat gesagt…

Ooch, auf schlechten Sex freuen? Ich weiß ja nicht. Einmal ist ja ganz interessant - aber gleich in Fortsetzungen. Da bin ich nicht so richtig engagiert.

Ich find jetzt "Frauen" nicht sooo eine Randgruppe, dass es mich nicht interessieren würde, wie die das so sehen. Entscheidend ist (egal, welche Perspektive, Tenor oder Botschaft), ob es gut geschrieben ist oder nicht.

Hier würde ich sagen: ist es.

Wenn ich recht informiert bin, geht es auch in der Avalonreihe weit zurück. Das hab ich dann aber doch nicht vor zu lesen.

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